Hamburger DAX-Konzern steigert Ergebnis deutlich - allerdings wächst die Konkurrenz stärker. Vorstandschef gibt sich aber optimistisch.

Hamburg. Thomas-B. Quaas hat Bundestrainer Jogi Löw und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft einiges zu verdanken. Seit der Beiersdorf-Chef Löw und sein Team als Werbeträger für die Pflegeserie Nivea for Men engagierte, stiegt der Umsatz mit den Cremes und Aftershaves aus Hamburg beträchtlich. Im ersten Halbjahr 2010 legte die Pflegeserie um 14,8 Prozent zu und festigte damit ihre Rolle als Weltmarktführer in der Männerpflege. Auch dieses Wachstum dürfte dazu beigetragen haben, dass der Hamburger Nivea-Hersteller seinen Gesamtumsatz von Januar bis Ende Juni um knapp acht Prozent auf 3,2 Milliarden Euro steigern konnte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte sogar um knapp ein Drittel auf 385 Millionen Euro zu. "Beiersdorf konnte im ersten Halbjahr 2010 profitabel wachsen", sagte Quaas.

Die Hauptsparte Gesichts- und Hautpflege wuchs nur schleppend

Trotz der guten Zahlen dürfte Quaas gestern nicht bei bester Laune gewesen sein. Denn Beiersdorf hat die weltweite Finanzkrise, die seit 2008 anhält, bisher zwar recht gut überstanden, aber in seiner wichtigsten Sparte, den Pflegeprodukten mit Marken wie Nivea, Eucerin oder La Prairie, stieg der Umsatz nur um 2,6 Prozent. Damit hängt das Unternehmen derzeit in seiner sogenannten Cosmed-Sparte beim Thema Wachstum der internationalen Konkurrenz wie Procter & Gamble, Unilever, Henkel oder L'Oreal hinterher. Grund ist, dass Beiersdorf immer noch 53 Prozent seines Geschäfts in seiner Ursprungsregion in Westeuropa macht. Und da schwächelt das Geschäft derzeit wegen der Krise.

In Schwellenländern hingegen steigt die Konsumlaune der Verbraucher wieder. In diesen Regionen etwa in Asien oder Südamerika ist das Hamburger Unternehmen zwar auch am Markt, aber noch nicht in so großem Umfang wie die Wettbewerber. Obwohl Beiersdorf in Lateinamerika um 18,8 Prozent zulegen konnte, in Nordamerika mit einem Umsatzplus von 15,6 Prozent deutlich über dem Wachstum des Gesamtmarktes lag und auch in Asien/Afrika/Australien mit 5,8 Prozent Umsatzplus gut abschnitt, straften gestern die Anleger das Unternehmen ab. Die Aktie von Hamburgs einzigem im wichtigsten Börsenindex DAX notierten Konzern gab bis zum Handelsschluss 5,3 Prozent auf 43,42 Euro nach.

Grund sind die Probleme auf dem europäischen Markt. Allein in Deutschland sank der Umsatz mit Cremes und anderen Pflegeprodukten im Halbjahresvergleich um 2,3 Prozent überdurchschnittlich stark. Ein Grund war, dass das Unternehmen im vergangenen Frühjahr und Sommer seinen Absatz mit einer Rabattaktion in die Höhe getrieben hatte. Kunden, die mindestens drei Nivea-Produkte gleichzeitig kauften, bekamen einen Nachlass. "Im Laufe dieses Jahres haben wir etwas Ähnliches in Planung", sagte Quaas dem Abendblatt, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Allerdings gehe es, wie auch bei der vergangenen Aktion, nicht nur um Preissenkungen, sondern um das Ziel, mehr Produkte zu verkaufen und so den Umsatz zu steigern.

Beiersdorf will sich wieder mehr um seine alten Wurzeln kümmern

Um das Geschäft weiter anzukurbeln, besinnt sich Beiersdorf auf seine alten Wurzeln. Quaas hat die Parole ausgerufen, sich wieder mehr auf Bereiche wie Haut- und sonstige Pflege zu konzentrieren, mit denen das Unternehmen groß geworden ist. Zudem will der zum Kaffeeröster Tchibo gehörende Konzern weltweit näher am Kunden sein. Dazu wurden je einem Vorstand die Verantwortung für die Regionen Europa, Asien und Amerika übergeben. Ziel ist, von der Zentrale aus intensiver mit den verschiedenen Tochtergesellschaften in aller Welt zusammenzuarbeiten. Für die Zukunft gibt sich Quaas optimistisch. Der Bereich Cosmed soll in diesem Jahr stärker wachsen als der Markt und eine Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit) von deutlich mehr als elf Prozent schaffen.

Konzerntochter Tesa hat die Krise gut überstanden

Auch die Konzerntochter Tesa hat mit einem Umsatzplus von knapp 19 Prozent auf 429 Millionen Euro ihren Umsatzrückgang aus dem Vorjahr ungefähr aufgeholt. Tesa ist ein bedeutender Zulieferer der Automobil- und Elektronikindustrie und war deshalb 2009 stärker von der Wirtschaftskrise betroffen als die verbrauchernahen Beiersdorf-Bereiche. Mit dem Umsatzanstieg ging eine deutliche Gewinnsteigerung einher; das Ebit verachtfachte sich von sieben auf 58 Millionen Euro. Fürs Gesamtjahr hob Quaas bei Tesa seine Prognose an und geht von einer Ebit-Rendite aus, die bei leicht über neun Prozent des Umsatzes liegt.