Der Reiher an sich wird es wohl nie auf die Hitliste der beliebtesten Kuscheltiere schaffen ...

Hamburg. Denn er hat ein Problem, das heißt, er hat mehrere: Zu staksige Beine, dazu dieser lange Schnabel - der Niedlichkeitsfaktor ist unbestritten gering. Nicht so bei Olli. Er verzückt einfach alle. Mit seinen großen dunklen Augen und der auffälligen Kappe liegt er ganz weit vorn. Bei der Damenwelt und auch bei Tierpfleger Tobias Taraba (21): "Er sieht einfach genial aus", sagt der Mitarbeiter in Hagenbecks Vogelrevier. Hier ist er zu finden: Olli, der Kahnschnabel.

Im Hamburger Tierpark leben fünf der besonderen Vögel, die zu den Nachtreihern zählen. Daher auch die großen Augen: So können die nachtaktiven Räuber, in Mittel- und Südamerika heimisch, ihre Beute auch bei Dunkelheit erspähen. "Kahnschnäbel jagen an dicht bewaldeten Flussufern und in Mangrovensümpfen zum Beispiel nach Fischen, Krebstieren und Insekten", sagt Taraba. Sie fischen die Beute mit ihren breiten, flachen Schöpfschnäbeln aus dem Wasser. In der Südamerika-Voliere, die sich die fünf Reiher unter anderem mit Roten Ibissen, Rosa Löfflern und Stelzenläufern teilen, werden die Tiere deshalb auch am Boden in der Nähe des kleinen Flusslaufs gefüttert.

Olli, das vier Jahre alte Zuchtmännchen, ist der Hahn im Korb: Zwei Weibchen leisten dem Einzelgänger Gesellschaft, und zurzeit sind auch zwei Nachkommen in der Voliere zu sehen. Taraba: "Man muss aber schon wissen, wer wer ist - eigentlich sehen alle fünf absolut gleich aus." Gewährt man den laut Taraba "schreckhaften" Vögeln, die froh sind, wenn man sie in Ruhe lässt, ihre Privatsphäre, kann es passieren, dass man wichtige Dinge übersieht: "Wir haben anfangs gar nicht mitbekommen, dass sie brüten - sie saßen zu versteckt in einem dichten Baum." Beim Brutgeschäft half Olli fleißig mit, doch zwischen den Balzzeiten schreiten die Vögel wieder einzeln ihrer Wege. Ein schreckhafter Einzelgänger mit Vorliebe für Privatsphäre: Er ist schon ein sehr spezielles Tier, der Olli Kahn, Verzeihung, Kahnschnabel. Trotzdem, Taraba kann das Schwärmen nicht lassen: "Im Flug machen die Tiere so lustige Geräusche", verrät er zum Abschied. "Das hört sich wie ein Lachen an."

PS: Wenn Sie wissen wollen, welcher der fünf hagenbeckschen Kahnschnäbel Olli ist: Er verrät sich durch eine weiße Beringung am rechten Bein.

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