Püppi ist mittlerweile 250 Kilogramm schwer, einen Meter hoch und “im Krabbelgruppen-Alter“, wie Reviertierpfleger Thorsten Köhrmann sagt.

Hamburg. Mit ihren fünf Monaten fühlt sie sich schon wie eine Große. Mutter Thura (35) kann da eigentlich nur milde lächeln - hat sie Rani, Hagenbecks jüngstes Elefantenbaby, doch mehr als viermal so lange ausgetragen! Elefantöse 680 Tage dauerte es, bis die kleine "Prinzessin" Anfang Juli in Hamburg zur Welt kam. Nichts Ungewöhnliches bei den Dickhäutern, doch so mancher Menschenfrau wird allein bei dem Gedanken daran die Luft wegbleiben. Ganz zu schweigen von Ranis Geburtsgewicht von 100 Kilogramm ...

Nun ist Püppi, wie Hagenbecks Elefantenpfleger sie anfangs (wie alle weiblichen Jungtiere) nannten, mittlerweile 250 Kilogramm schwer, einen Meter hoch und "im Krabbelgruppen-Alter", wie Reviertierpfleger Thorsten Köhrmann (48) sagt. "Sie entwickelt sich super. Naja, was soll man auch anderes erwarten, wenn sie den ganzen Tag mit den anderen Bagaluten rumhängt?" Gemeint sind die weiteren Jungtiere der Herde: der kleine Bulle Shahrukh (1) und die Elefantenmädchen Shila (2) und Kandy (6). Köhrmann: "Gerade Shila, Shahrukh und Rani sind eine irre Bande, da lachst du dich schlapp, wenn du die beobachtest." Kandy sei der Ober-Elefanten-Babysitter der Nation: "Aber Rani hat sie jetzt an Shila abgegeben. So läuft das in den Herden."

Rani geht es damit bestens: Sie guckt sich von ihren Halbgeschwistern (Elefantenbulle Hussein ist der Papa von allen) nützliche Tricks ab - genauso wie allen möglichen Unsinn. Gerade versucht sie, Kandys Methode des Rübenzerkleinerns nachzuahmen. Köhrmann: "Da hat jeder Elefant seine ganz eigene Masche." Plietsch war Rani bereits von Anfang an: Kaum eine Woche alt, griff und hob sie bereits Stöckchen. "Verdammt früh für ihr Alter", hatte Zootierarzt Dr. Michael Flügger ihr damals attestiert. Und so zögerte sie auch nicht lange, als zu Halloween gruselige Kürbisfratzen im Gehege lagen. Sondern spielte kurzerhand damit Fußball.

Ihr Bruder Thai (5) beäugt das Ganze etwas skeptisch: Thuras Viertgeborener büßte nicht nur den Titel "Mamas Liebling" nach Ranis Geburt ein. Er darf auch nicht einmal mehr mit seinem Schwesterchen spielen. Dafür ist der Bulle bereits zu groß, und Hagenbeck guckt sich auch schon nach einem neuen Zuhause für ihn um. Die Elefantenkühe dürfen hingegen wie auch in freier Wildbahn bei der Herde bleiben.

In seinem eigentlichen Verbreitungsraum, in Indien, Sri Lanka, Nepal, Bhutan, Bangladesch, China, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, Malaysia und Indonesien, ist der Asiatische Elefant (das zweitgrößte Landtier nach dem Afrikanischen Elefanten) vom Aussterben bedroht. Bei Hagenbeck freut man sich deshalb über die großen Nachzucht-Erfolge - und muss umgekehrt aufpassen, dass die Tierpfleger nicht Federn lassen müssen. "Rani hat unseren Kollegen Christian schon ordentlich am Ohr gezogen", sagt Köhrmann und lacht. Dabei geht das kleine Elefanten-mädchen sogar schon in die Benimmschule: Bei der Morgenroutine, wenn Mama Thura und die anderen Dickhäuter nacheinander die Beine heben müssen, macht sie schon so gut es geht mit. Nur wenn es zum Baden geht, kennt sie kein Halten: "Wasser ist ihr Liebstes", sagt Köhrmann, "egal, bei welchem Wetter."

Ihren Namen bekam Rani (bedeutet "Prinzessin") übrigens von der Familie Wittschen aus Eidelstedt. Die Abendblatt-Leser hatten, wie viele Hundert andere mit ihnen, für diesen Namen gestimmt. Getauft wurde das Elefantenkind mit Kokosnussmilch von Prof. Vaira Vike-Freiberga, der ehemaligen Präsidentin Lettlands. Bis das nächste Elefantenbaby bei Hagenbeck das Licht der Welt erblickt und Rani endlich selbst Babysitter spielen darf, wird aber noch eine ganze Weile vergehen, heißt es aus dem Tierpark. So lange bleibt Rani die unumstrittene Prinzessin.