In Hamburg ist es leichter, eine Autobahn zu bauen als eine Kinderkrippe. Dieser Satz eines frustrierten Kita-Betreibers ist sicherlich überzogen, doch er hat einen wahren Kern: Kaum ist in der Hansestadt ein neuer Kindergarten geplant, regt sich massiver Widerstand von Anwohnern.

Auf den Gipfel getrieben wurde ein solch unsäglicher Streit mit der Kita Marienkäfer, die nach jahrelanger Auseinandersetzung schließen musste, um dann an neuer Stelle Kinder hinter einer 60 Meter langen Lärmschutzwand im Freigelände einzusperren. Dieser Dauerkonflikt um Kinderlärm und Ruhebedürfnis der Nachbarn könnte jetzt ein Ende haben - dank Schwarz-Grün und der "Privilegierung des Kinderlärms", festgeschrieben im neuen Lärmschutzgesetz. Warum aber zumindest die CDU so lange gebraucht hat, ein solches Gesetz zu erlassen, bleibt wohl ihr Geheimnis.

2001 wurde die alte Lärmschutzverordnung ersatzlos außer Kraft gesetzt. Neun Jahre CDU-geführte Hamburgregierungen hat es gedauert, eine Nachfolgeregelung zu erlassen. Die stellt aber jetzt unmissverständlich klar, dass Kinderlärm zum städtischen Leben gehört. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, war aber nie eine. Positiv ist auch eine Neuerung, die wie eine weitere Selbstverständlichkeit erscheint. Schon bei der Planung neuer Wohngebiete sollen künftig Flächen für Kitas ausgewiesen werden, um spätere Klagen von Anwohnern zu erschweren.

Der Senat hat mit diesem Gesetz ein Bekenntnis abgelegt. Das lautet: Kinderrechte sind wichtiger als Nachbarschaftsrechte. Und das ist gut so.