2011 waren es nur zehn. Städtischer Konzern will Schulden machen, um Ziel zu erreichen

Barmbek-Nord. Lutz Basse lächelt für einen Moment, bevor er mit dem Reden anfängt. Der Vorstandschef des städtischen Wohnungskonzerns Saga GWG gibt sich an diesem sonnigen Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens sichtlich zufrieden. Im kommenden Jahr werde sein Haus mit dem Bau von rund 1000 Wohnungen beginnen, sagt er und macht damit klar, dass die Saga GWG das Wohnungsbauprogramm des SPD-Senats mitträgt.

Allerdings bleibt dem Unternehmen auch nichts anderes übrig. Die Stadt ist der Eigentümer; und Senatschef Olaf Scholz (SPD) hat öffentlich versprochen, unter seiner Regierung werden jedes Jahr 6000 Wohnungen gebaut. Und so ist der Auftritt der Saga-GWG-Führung - Basse wird von seinen Vorstandskollegen Willi Hoppenstedt und Dr. Thomas Krebs flankiert - auch eine Gratwanderung zwischen Wohlverhalten der Politik gegenüber und den Interessen ihres Unternehmens.

Wie schwierig das sein kann, zeigt sich, als Basse auf das Thema Schulden zu sprechen kommt. "Wir werden eine leichte Neuverschuldung eingehen müssen", sagt er und fügt hinzu: "Jährlich zwischen 50 und 60 Millionen Euro werden es wohl sein." Aber Investitionen in die energetische Sanierung in Höhe von 220 Millionen Euro und der Neubau von 1000 Wohnungen pro Jahr seien anders nicht zu schaffen.

Die von Basse aufgelisteten Zahlen zeigen, wie dramatisch der Kurswechsel ist, den sein Konzern hinlegen muss. Noch vor zwei Jahren - zu schwarz-grünen Zeiten also - hatte der Staatsbetrieb keine einzige Wohnung neu gebaut. Im vergangenen Jahr waren es gerade mal zehn. Dieses Jahr sollen es immerhin 200 sein, 450 im kommenden Jahr. 2014 hofft man, 1000 neu gebaute Wohnungen anbieten zu können.

Zwei bis drei Jahre würden von Planung bis Fertigstellung eines Wohnprojekts vergehen, erklärt Basses Vorstandskollege Thomas Krebs die Verzögerung, mit der der Konzern Schwung beim Wohnungsneubau aufnimmt. Zumal man bei der Sanierung der Gebäude nicht nachlassen wolle. Seit 1990 habe das Unternehmen beispielsweise den Ausstoß von Kohlendioxid um fast die Hälfte reduzieren können.

Die Saga GWG - auch das wird an diesem Tag wieder einmal deutlich - ist ein Schwergewicht in der Hamburger Wohnungswirtschaft. Sie vermietet rund 130 000 Wohnungen und 1500 Gewerbeobjekte und ist damit der größte Vermieter in der Hansestadt. Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern die Bauinvestitionen von 201 auf 216 Millionen Euro. Bei einem Umsatz von knapp 896 Millionen Euro betrug der Jahresüberschuss 149 Millionen Euro.

Das habe das Unternehmen erreicht, ohne seine soziale Verantwortung zu vergessen, sagt Vorstandsmitglied Willi Hoppenstedt. So liege mit 5,71 Euro netto kalt je Quadratmeter die durchschnittliche Wohnungsmiete bei der Saga GWG unverändert weit unter dem Mittelwert des Hamburger Mietenspiegels von 7,15 Euro. Im vergangenen Jahr seien die Mieten "moderat um 2,1 Prozent gestiegen", was aber unter dem Anstieg des Verbraucherindex von 2,3 Prozent liege. Für das kommende Jahr kündigte Hoppenstedt leicht steigende Mieten an, um weitere Investitionen zu finanzieren.

Auf die allgemeine Lage auf Hamburgs Wohnungsmarkt angesprochen, äußerte Hoppenstedt sich zurückhaltend. Es gebe einen Engpass vor allem bei kleineren Wohnungen. "Ein- und Zweizimmerwohnungen werden besonders nachgefragt." Wer in nicht so angesagten Stadtteilen suche, könne aber "in übersichtlicher Zeit" bezahlbaren Wohnraum finden. Bei der Saga GWG wechselten monatlich im Schnitt 800 Wohnungen die Mieter.

Was den Verkauf von Wohnungen und Reihenhäuser an Mieter angeht, so berichtete Thomas Krebs von einem hohen Interesse an dem Angebot. Aufgrund der derzeit niedrigen Zinsen wünschten auch vermehrt Haushalte mit niedrigerem Einkommen die Bildung von Wohneigentum. Im vergangenen Jahr habe die Saga GWG 203 Wohneinheiten verkauft - fast jedes zweite angebotene Objekt.

Neue Reihenhäuser darf das Unternehmen nicht mehr verkaufen. Bausenatorin Jutta Blankau (SPD) hat das seit 2002 existierende Privatisierungsprogramm "Endlich meins!" vor wenigen Tagen gestoppt. Auf die Frage, ob dies endgültig sei, sagte Thomas Krebs: Sollte in Einzelfällen der Verkauf sinnvoll sein, "dann wird man sicherlich darüber reden können".