Ein Kommentar von Annette Stiekele

Momente wie diese sind selten in Hamburg. Aber es gibt sie. Die schwebende Skulptur "Horizon Field Hamburg" bildet im Kunstjahr 2012 den absoluten Höhepunkt. Sie dürfte die Hamburger ähnlich mit allen Sinnen erfassen, wie vor zwei Jahren William Forsythes "White Bouncy Castle" an gleicher Stelle. Als vom Schöpfer Antony Gormley bewusst installierte soziale Plastik, die jedermann zugänglich ist, hat sie das Potenzial, breite Bevölkerungsschichten, unabhängig von Alter und Gehaltsklasse zu begeistern sowie Denkprozesse über die Selbstwahrnehmung des Körpers, des eigenen und der anderen, anzustoßen.

Ihren Wert erhält diese gigantische Plastik nicht allein dadurch, dass mit ihr einer der bedeutendsten Bildhauer der Welt seine bislang größte Skulptur ablieferte. Sie verortet die Kunststadt Hamburg im Jahr der Kasseler documenta mit einem strahlkräftigen Werk auf der weltweiten Landkarte der Gegenwartskunst. Mit über einer Million ist sie das teuerste Projekt, das die Deichtorhallen jemals realisiert haben. Vielen Kräften ist das zu verdanken.

Und dem Mut von Direktor Dirk Luckow, um dessen Haus es nicht zum Besten bestellt ist. Diesen Geist, das große Gesamtkunstwerk gegen Widerstände durchzusetzen, braucht Hamburg. Er ist nicht zu verwechseln mit Größenwahn. Er zeigt sich im Großen und auch gegenüber im Kleinen bei den gelungenen Arbeiten der jungen Fotografen.