Der Countdown zur igs läuft. Ein Jahr vorher werden die Chancen immer deutlicher. Doch noch ist das Gelände eine große Baustelle.

Wilhelmsburg. Langfristig soll der Park eine Art Planten un Blomen für den Hamburger Süden werden. Doch vorher müssen noch 2,5 Millionen Besucher kommen, und einer davon dürfte Olaf Scholz sein. Der Erste Bürgermeister will heute die erste Dauerkarte für die Internationale Gartenschau 2013 (igs) in Wilhelmsburg kaufen. Er startet damit den finalen Countdown. Noch 365 Tage bis zur Eröffnung der Ausstellung, noch ein Jahr, bis es heißt: "In 80 Gärten um die Welt".

+++ abendblatt.de-Spezial: Countdown zur Gartenschau+++

Dabei müsste es momentan "In 80 Baustellen durch Wilhelmsburg" heißen. Wer sich schon jetzt auf den sechs Kilometer langen Rundweg über das 100 Hektar große Gartenschaugelände begibt, wird von Kränen und Rohbauten empfangen. Umweltbehörde, neungeschossiges Ärztehaus, Haus des Waldes und sogenannte Waterhouses wachsen links und rechts der Neuenfelder Straße empor. Allesamt Projekte der zeitgleich präsentierten Internationalen Bauausstellung (IBA). Hier, am Eingang zur igs, soll sich die "Neue Mitte Wilhelmsburg" erheben. Doch noch ist man von grüner Gartenschau-Idylle weit entfernt. Beim Anblick der Großbaustelle beschleichen jedenfalls auch igs-Bauleiter Wolfgang Denien Zweifel: "Es scheint im Eingangsbereich beim Ärztehaus Verzögerungen zu geben. Zur Eröffnung muss aber alles fertig sein."

+++ Die Schönheit hat eine Chance +++

Es lief ohnehin nicht alles rund bei der 70 Millionen Euro teuren Schau. So zerschneidet die Wilhelmsburger Reichsstraße - täglich von mehr als 50 000 Fahrzeugen befahren - während des Ausstellungszeitraums das Gelände. Weil die Trasse nicht rechtzeitig verlegt werden konnte, wird ein 1,7 Millionen Euro teurer, beide Gartenschauteile verbindender Brückenneubau nötig.

Schon jetzt zeichnet sich ab: Trotz geplanter Lärmschutzanlagen und Tempo 50 wird es keine stille Gartenschau. Zudem rief das Abholzen Tausender Bäume sowie der Zwangsumzug vieler Kleingärtner und das Absperren des Parks für fast zwei Jahre Kritik hervor.

Ungeachtet dessen nehmen die Konturen der sieben Themenparks deutlich zu, sind schon 150 000 von 170 000 Stauden gepflanzt, wobei der erste Eindruck ist: Es gibt noch viel zu tun. Von der 3,4 Kilometer langen, auf Stelzen fahrenden Gartenschaubahn etwa ist noch nichts zu sehen.

Obwohl die Planungen seit 2007 andauern, sei das noch Unfertige nicht besorgniserregend, sagt igs-Sprecher Michael Langenstein. "Es sind immer Punktlandungen. Die Parks sollen ja im Ausstellungsjahr glänzen."

Welt der Häfen Das Schaufenster Hamburgs soll in der Neuen Mitte Wilhelmsburg beginnen, ist aktuell aber Brachland mit Baustellenromantik. Der Rohbau der Blumenhalle und das künftige Schwimmbad zeichnen sich ab. 2013 soll hier die lebendige Hafenstadt präsentiert werden - mit Blumenhalterungen, die wie Container anmuten. Immerhin ist der Rosenboulevard zwischen den Parzellen der Kleingärtner schon fertig. Etwa 8000 Pflanzen schmücken einen kleinen Entwässerungskanal.

Wasserwelten Über die Reichsstraße geht es zu Mahlbusen und Kükenbrack. Die zwei Teiche und der auch nach der Schau erhalten bleibende Spielplatz Jules Verne heißen thematisch passend willkommen. Etwas weiter gen Norden lädt das 100-jährige, strahlend weiß gehaltene Wasserwerk am Kurdamm mit breiter Uferterrasse ein. Es ist für Millionen zum Gastronomiestandort mit regionaler Küche ausgebaut worden. Die fast fertigen Wasserwelten sind schon jetzt ein Glanzpunkt der Schau.

+++ Zahlen, Daten, Fakten +++

Welt der Religionen Die fünf Weltreligionen erhalten auf einem ehemaligen Friedhof ihre Gärten, die Steinmauern der Hindus stehen schon. Ein Brunnen in der Mitte stellt das verbindende Element dar, die Kapelle an der Mengestraße wurde schon 2007 saniert. Hier präsentieren sich später auch die traditionell beliebten Ausstellungen zur Bestattungskultur. Der Weg dorthin wird bereits von Beeten, die wie Schiffe aussehen, flankiert. Welt der Kulturen Zurück über die Reichsstraße geht es zum Kuckucksteich in die Welt der Kulturen. Zwischen begehbaren Kleingartenparzellen sind Kanuanleger, Bühne, Spielplatz und Multikulti-Kiosk geplant. Dort, wo sich traditionell Kleingärtner und grillende türkische Großfamilien treffen, sieht alles schon nach großer Erholungsfläche, vulgo Begegnungsstätte, aus. Angelegte Beete deuten den Gartenschaucharakter an. Könnte eine Kulturwelt werden. Welt der Kontinente 15 Gärten auf fünf Kontinenten entstehen hier. Der bizarr geformte Felsen, der Südafrikas Küste darstellen soll, steht bereits. Das Wasserbecken und die Bonsaikiefer, die ihn krönen soll, fehlen noch. Die Kontinente werden in einem Meer aus blauen Blüten liegen. Eine Mini-Steinschlucht der Schweizer Alpen ist auch schon fertig. Am südlichen Zipfel des Areals werden die Kulturlandschaften rund um Hamburg gezeigt: Baumschulgebiet, Altes Land, Knicklandschaft, Vier- und Marschlande sowie Lüneburger Heide. Naturwelten Hier wird eine Schilflandschaft begehbar gemacht. Steg und Schilf stehen schon. Später sollen Besucher hier erfahren, wie sich Hamburgs natürliche Landschaft verändert hat.

Welt der Bewegung Die Kletterhalle steht schon. Gärten für Kampfkunst, ein Klettergarten sowie Fitness- und Trendsport-Gärten, ein Basketballfeld, eine 2000 Quadratmeter große Skater-Anlage und ein von Wilhelmsburger Jugendlichen entworfener Crossover-Garten zum Chillen sollen hier wachsen. Es bleiben 365 Tage Zeit.