Anwohner erhalten Geld für Umbau. Mehr Anspruchsberechtigte durch Nacht-Schutzzone

Hamburg. Der Flughafen Hamburg wird in den kommenden Jahren mehrere Millionen Euro in einen verbesserten Lärmschutz investieren. Das teilten gestern das Unternehmen, die Hamburger Umweltbehörde und das Umweltministerium von Schleswig-Holstein zum Start des 9. Lärmschutzprogramms mit. Wichtigste Neuerung sei die Einführung von drei Schutzzonen - eine für die Nacht und zwei für den Tag. Bürger, die in diesen Zonen leben, haben Anspruch darauf, dass ihnen Aufwendungen für den Lärmschutz erstattet werden.

Nach den Worten von Flughafensprecherin Stefanie Harder rechnet das Unternehmen mit Kosten von zehn bis zwölf Millionen Euro. Vor allem durch die neue Nacht-Schutzzone erhielten mehr Bürger als bisher Anspruch auf finanzielle Hilfe. Die einzelnen Straßen können Anwohner zudem bei Hamburgs Bezirksämtern und bei Gemeindeverwaltungen erfahren. Obwohl der Airport nach eigenen Angaben in den vergangenen 30 Jahren bereits 38 Millionen Euro in den Lärmschutz investiert hat, schwelt der Streit über zu laute Flugzeuge bis heute.

Bewohner angrenzender Stadtteile und Schleswig-Holsteiner, die in den Flugschneisen leben, klagen über zu hohe Geräuschpegel durch startende und landende Maschinen. Viele Bürger haben sich in Initiativen zusammengetan und zum Teil den Airport verklagt.

Hamburgs Stadtflughafen gilt als eines der wichtigsten Flugdrehkreuze in Europas Norden. Im vergangenen Jahr nutzten 13,56 Millionen Passagiere den Airport - so viele wie noch nie in seiner 100-jährigen Geschichte. Fast 160 000 Starts und Landungen wurden 2011 gezählt. Das sind im Durchschnitt täglich mehr als 425. Nach offizieller Darstellung haben Hauseigentümer jetzt auch bei niedrigeren Schallwerten als bisher Anspruch auf Kostenerstattung für Lärmschutzmaßnahmen. In der sogenannten Tag-Schutzzone 1 sei dieser Wert von 75 Dezibel auf 65 Dezibel gesenkt worden. In der Nacht-Schutzzone gelte "ein außerhalb des Gebäudes prognostizierter Wert von 55 Dezibel", heißt es in der offiziellen Mitteilung.

In einer ersten Reaktion äußerten sich Anwohner enttäuscht. Es sei zwar erfreulich, dass für den Lärmschutz etwas unternommen werde, sagte Margarete Hartl-Sorkin, Vorsitzende des BIG Fluglärm e. V., dem Abendblatt. "Es ändert aber nichts daran, dass viele Hamburger unter Fluglärm leiden." Es sei nötig, umgehend mit der Planung über eine Verlagerung des Airports zu beginnen.

Flughafensprecherin Harder geht davon aus, dass viele Haushalte, die schon in der Vergangenheit beim Lärmschutz unterstützt wurden, jetzt weitere Hilfe beantragen könnten. Dabei dürfte es in erster Linie um eine Dämmung von Wänden und Dächern gehen. Nach Angaben des Flughafens wurden in den vergangenen 30 Jahren 15 000 Wohnungen mit Schallschutzfenstern ausgestattet.