Für 45.000 Euro entstand in Eimsbüttel ein Gerätepark für ältere Menschen - doch genutzt wird er fast nie. Senioren haben kein Interesse.

Eimsbüttel. Es war bestimmt gut gemeint. Die Eimsbütteler CDU hatte sich vor fünf Jahren für einenSenioren-Spielplatz starkgemacht. Rentner auf Schaukeln und Klettergerüsten neben spielenden Kindergartenkindern in der Sandkiste - das wäre ein sehr schönes Bild gewesen. Allerdings kam die Realität dazwischen. Der Seniorenspielplatz im Wehbers Park am Doormannsweg in Eimsbüttel, als Vorzeigeprojekt gedacht, entpuppt sichals Reinfall. Und dennoch sind solche Seniorenspielplätze hamburgweit im Kommen - fast in jedem Bezirk gibt es welche (siehe rechts).

Es ist nichts los - und das trotzangenehmen Frühlingswetters. Die Fitness-Geräte stehen dort bereit, aber niemand nutzt sie. Mit ihrer gebürsteten Metalloberfläche erinnern die Geräte ein bisschen an öffentliche Autobahntoiletten. "Das soll für Senioren sein?", fragt ein Passant. "Ich habe hier noch keine alten Leute turnen sehen." Und auch die Anwohner der anliegenden Seniorenresidenz "Haus am Wehbers Park" bestürmen die Geräte nicht gerade.

"Wir haben eine Bewohnerin, die die Geräte regelmäßig nutzt", sagt eine Mitarbeiterin. Die Idee sei nett und auch die Angehörigen der Hausbewohner freuten sich darüber, aber die Bewohner selbst würden lieber eine Runde spazieren gehen, statt ihre Bein- oder Rückenmuskulatur draußen im Park zu trainieren. Die Hemmschwelle sei wohl zu hoch. "Unsere Bewohner machen das dann doch lieber in ihrer häuslichen Umgebung."

Seit fünf Jahren gibt es die Trimm-dich-Geräte für alte Menschen dort. An vier Stationen können unter anderem Gleichgewicht und Kraft trainiert werden. "Die Geräte werden zurückhaltend benutzt." So formuliert es Stephan Glunz vom Bezirksamt Eimsbüttel. 45 000 Euro hat diese Spielfläche samt Geräten gekostet. Weitere solche Anlagen plane der Bezirk nicht mehr.

"Es soll ein Angebot für ältere Bürger sein, die das Gefühl haben, sie müssten noch mehr machen, als mit dem Krückstock durch die Gegend zu laufen", hatte Wolfgang Böttcher, damals in der CDU-Fraktion im Bezirk, vor fünf Jahren geäußert. Er selbst, mittlerweile 78 Jahre alt, habe die Geräte auch nie benutzt.

"Ich bin voll berufstätig und habe für altersgemäße Beschäftigung gar keine Zeit", sagt er heute. Mit dem etwas hochtrabend genannten "Fitnesspark" für ältere Menschen sollte ein altersgerechtes Angebot im öffentlichen Raum geschaffen werden. Neben Boule und Schachspiel. Wobei das Boulespiel, zum Beispiel im Lindenpark in Eimsbüttel, durchaus angenommen wird. Dort sind fast täglich Erwachsene beim Spielen zu sehen.

Auch in anderen Stadtteilen gibt es Seniorenspielplätze, die auch Mehrgenerationenplätze genannt werden. Ziel ist es, Orte zu schaffen, in denen sich Kinder und Erwachsene gemeinsam fit halten können. Von einem Flop mag offiziell niemand sprechen. Aber das Zauberwort "generationenübergreifend" scheint die städtischen Planer mehr zu faszinieren als die Generationen.

Einer der Gerätehersteller ist die Hamburger Firma playfit. Dort ist man sehr zufrieden mit der Entwicklung: Man registriere bundesweit eine wachsende Nachfrage.

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