Eine Glosse von Daniel Herder

München und Hamburg eint nicht viel. Hier die See, dort die Berge, hier Labskaus dort Weißwurst, hier das Tor zur Welt, dort die Grenze zu Österreich.

Doch Wutbürger, die sich im Kampf gegen Investoren zusammengeschlossen haben, gibt es in beiden Städten: Während ein kräftiges norddeutsches Stimmungstief über den Investor Bayerische Hausbau hinwegweht, weil der die Esso-Häuser auf St. Pauli plattmachen will, glühen die Bazis wie sonst nur ihre Alpen, weil die Hamburgische Immobilien Handlung auf dem Gelände der heruntergekommenen Kultkneipe Schwabinger 7 Luxuswohnungen hochziehen will.

Hüben wie drüben wird angenommen, dass die geplanten Wohnungen Yuppies und andere Quartiers-Schädlinge anziehen und somit die originäre Population des Viertels in ihrem Bestand gefährden könnten.

Während die Münchner "Gentrifizierungs-Guerilleros" jetzt vor Gericht einen (vorläufigen) Baustopp erkämpft haben, eröffnen die Hamburger mit dem SPD-Stadtentwicklungsexperten Andy Grote eine neue Front. Grote erhielt zuletzt sehr viel Beifall für sein mutiges "Jein" zum Abriss der Esso-Häuser, die viele auch für Kult halten. Einig sind sich die Nord-Süd-Aktionsgruppen, dass das Aussetzen der Zierlichen Tellerschnecke am Spielbudenplatz und der Münchner Freiheit die "letzte Option" sei. Das "Weichtier des Jahres 2011", dessen schiere Präsenz aktuell ein Bauprojekt in Bergedorf verhindert, solle nur dann eingesetzt werden, wenn es weder in München noch in Hamburg kein gutes Ende gibt.