Er geht in die Tiefe. Ihn interessiert, was unter der Oberfläche liegt. Als Grabungstechniker des Helms-Museums liegt das für Mustafa Altun, 51, in der Natur der Sache. Doch der gebürtige Türke vertieft auch im übertragenen Sinn. Mit Geduld und Präzision ergründet er längst vergangene Zeiten, taucht in Epochen wie das Mittelalter ein - erst gerade wieder unter der Handelskammer. Dort stieß er, nachdem Arbeiter Knochen entdeckt hatten, auf Fundamente des Maria-Magdalenen-Klosters aus dem 13. Jahrhundert. Ein spektakulärer archäologischer Fund.

Dabei wollte der zweifache Vater etwas ganz anderes werden. In seiner Heimat hat er Jura studiert, kam aber nur bis ins dritte Semester, weil er aus politischen Gründen seine Heimat verlassen musste. In Hamburg baute er sich ein neues Leben auf, trainierte Jugendfußballmannschaften und ist inzwischen deutscher Staatsbürger. Sein archäologisches Interesse führte ihn 1988 ans Helms-Museum, die Suche nach einem Häuschen für seine Familie nach Billstedt. "Dort jogge ich fast jeden Tag", sagt er. Als Ausgleich zur Arbeit.

Domplatz, Petrikirche, Katharinenkirche - der "Kopf- und Bauchmensch" Altun hat vermutlich mehr Hamburger Erde umgepflügt als jeder andere. "Immer neu, immer spannend" seien diese Expeditionen aus Sichten, Fotografieren und Dokumentieren. "Ich liebe das, aber ich bin auch großer Familienfan", sagt er. Seine Tochter etwa holt gerade das nach, was ihm verwehrt blieb: Sie studiert Jura.