Die Bergungsarbeiten des NOB-Zuges nach tödlichem Unfall auf der Strecke Hamburg-Sylt sind abgeschlossen. Ministerpräsident kondoliert.

Bargum/Hamburg. Ein umgestürzter Waggon liegt im Graben. Ein Zugteil steht quer auf den Schienen. Ganz in der Nähe liegen blutverschmierte Rinder-Kadaver. Den 120 Einsatzkräften der Feuerwehr bot sich ein Bild der Verwüstung, als sie am Unglücksort eintrafen: Ein Zug der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) war - wie berichtet - am Freitagabend auf der Strecke von Sylt über Husum nach Hamburg in der Nähe der Ortschaft Bargum (Kreis Nordfriesland) in eine Viehherde gerast. Ein 38-jähriger Fahrgast wurde durch die Kollision aus dem Zug geschleudert. Er starb noch an der Unfallstelle. Der Lokführer und sein Gehilfe wurden leicht verletzt, 23 Passagiere blieben unversehrt.

Aufgrund der schwierigen Bergungsarbeiten war die Strecke auch gestern noch voll gesperrt. Da zwischen Niebüll und Bredstedt nur Busse fuhren, kam es für die Reisenden auf der Strecke zwischen Hamburg und Sylt zu erheblichen Verspätungen. "Wir gehen davon aus, dass die Züge am Montag eingleisig in beide Richtungen wieder fahren können", sagte der NOB-Sprecher Jörg Puchmüller gestern. Jedoch werde es zu Verzögerungen kommen, da die Züge an der Unglücksstelle nur mit geringer Geschwindigkeit fahren könnten.

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Wie die rund 25 Rinder auf die Gleise gelangen konnten, das war auch am Sonntag noch völlig unklar. Obwohl der Lokführer augenblicklich eine Schnellbremsung eingeleitet hatte, nachdem er die Tiere gesehen hatte, konnte er den Zusammenstoß nicht mehr verhindern. Der Besitzer der Rinder wurde inzwischen ermittelt. "Die Polizei hat bereits Kontakt mit ihm aufgenommen", sagte Hanspeter Schwartz, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Flensburg. Der Mann, der aus der Region stamme, sei aber bislang noch nicht zu dem Vorfall befragt worden. "Ob gegen ihn ein Strafverfahren eingeleitet wird, ist deshalb noch unklar", sagte Schwartz. Die Staatsanwaltschaft müsse dann gegebenenfalls prüfen, ob er strafrechtlich belangt werden könne - etwa wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr oder sogar wegen eines fahrlässigen Tötungsdelikts.

Mit Spezialkränen konnten die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) gestern den umgestürzten Steuerwagen bergen. Erleichtert stellten die Männer dabei fest, dass unter dem Zugteil - anders als zeitweise befürchtet - keine weiteren Todesopfer lagen. Die Bergungsarbeiten dauerten den ganzen Tag an. Schwartz: "Erst am Abend wird die neue Schiene geliefert, mit der das etwa 350 Meter lange beschädigte Schienenbett erneuert wird." Bereits am Sonnabend waren 20 Männer mit den Aufräumarbeiten beschäftigt gewesen. "Zunächst musste der Untergrund des parallel verlaufenden Weges mit Erde gefestigt werden, um die Trägfähigkeit für zwei 100-Tonnen-Kräne herzustellen", sagte Bundespolizeisprecher Schwartz. Mit den Kränen wurde der Reisezugwagen auf einen bereitgestellten Tieflader befördert.

Der tragische Unfall löste bei vielen Menschen Betroffenheit aus. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) sprach den Angehörigen seine Anteilnahme aus: "Meine Gedanken sind nach diesem Unglücksfall bei den Angehörigen." Zugleich dankte er den Rettungskräften und der Bundespolizei für ihren engagierten Einsatz. "Ich bin geschockt von diesem Unglück", sagte auch NOB-Geschäftsführerin Martina Sandow. "Alle unsere Mitarbeiter sind erschüttert über diesen Unfall und möchten den Angehörigen des Opfers ihr tief empfundenes Beileid bekunden." Sie kündigte an, so schnell wie möglich mit den Angehörigen des Todesopfers Kontakt aufzunehmen und Hilfe anzubieten.