Zehn Bewerber organisierten aus eigener Initiative ein Gemeinschaftstreffen mit Arbeitgebern in Hamburg - eine völlig neue Idee.

Hamburg. Der Abend erinnert an eine Kontaktbörse, wo sich Partnersuchende im Eiltempo kennenlernen. Doch diesmal geht es nicht um die Liebe fürs Leben, sondern um einen neuen Job. Zehn arbeitslose Akademiker, die noch bis Ende Februar einen SAP-Fortbildungslehrgang absolvieren, haben potenzielle Arbeitgeber ins Hamburger Luxushotel Le Meridien eingeladen, um sich ihnen vorzustellen. Drei Minuten kann jeder Personalverantwortliche mit einem Bewerber reden, dann lässt Moderator Klaus-Peter Schoeneberg einen Gong ertönen - und die Gäste aus der Wirtschaft eilen zum nächsten Kandidaten.

DIE 200 GRÖSSTEN ARBEITGEBER DER STADT: WER STELLT EIN, WER BAUT AB?

"Die Idee ist Weltklasse. Ich komme deswegen sogar später zu einem privaten Termin", sagt Henning Schulz vom Beratungsunternehmen BTIM in Hamburg, das passenderweise auch gerade SAP-Berater sucht. Ob einer der Bewerber passt? Für eine definitive Entscheidung ist die Gesprächszeit zwar zu kurz. Aber es werden Visitenkarten ausgetauscht und Lebensläufe hinterlassen, die von den anwesenden acht Vertretern Hamburger Unternehmen (unter anderem die Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsfirma Hanfried, der Peronalberater Zepernick Consulting sowie die Unternehmensberatung Acando) mit Notizen aus den kurzen Interviews vollgeschrieben werden.



In dem Kursus des von der Arbeitsagentur beim Institut WBS Training geförderten Seminars entstand am 26. Januar die Idee zu dem bislang einmaligen Speed-Dating, also einer Verabredung mit kurzer, zeitlich begrenzter Gesprächsdauer. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Seite www.zehngutegruende.de wurde, versehen mit Lebensläufen, Qualifikationen und Fotos der Bewerber, ins Netz gestellt. Gleichzeitig wurden mögliche Arbeitgeber in ganz Norddeutschland kontaktiert und schließlich fand das Meeting statt - im achten Stock des Le Meridien mit Blick auf die Alster.

"Wir sind hervorragend qualifiziert und hoch motiviert. Deshalb sollte auch die Umgebung für das Career-Speed-Dating angemessen sein", sagt Isabelle Löw dem Abendblatt. Die promovierte 38 Jahre alte Juristin hatte die Idee zu dem ungewöhnlichen Bewerbungsprojekt. Wie alle anderen Teilnehmer des Kurses im Alter von 30 bis 48 Jahren hat sie bereits Berufserfahrung. "Jeder von uns hat einen anderen persönlichen und beruflichen Hintergrund", sagt der Jobsuchende Jörn Saß (43). "Deshalb machen wir uns auch keine Konkurrenz bei der Arbeitssuche."

"Die Idee, dass sich zehn Bewerber zusammentun und aus eigener Initiative ein Gemeinschaftstreffen mit Arbeitgebern organisieren, ist völlig neu - und sehr gut", sagt Rolf Steil, Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, dem Abendblatt. Tatsächlich haben sich die zehn Bewerber erst bei dem SAP-Lehrgang mit Zusatzqualifikation Controlling kennengelernt. Laut Steil sollte das Beispiel der "Zehn guten Gründe" bundesweit Schule machen. Seine Behörde hat auch die Kosten für die Miete des Raums übernommen. "Diese Eigeninitiative entspricht unserem Motto von Fördern und Fordern", sagt er. Steil will sich nun dafür einsetzen, dass die Internetseite der zehn Bewerber plus deren Profil auch auf andere Hamburger Internetseiten der IT-Branche wie etwa die von hamburg@work übernommen wird.