Die neue Einrichtung an der Technischen Hochschule Hamburg-Harburg soll die Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft unterstützen

Hamburg. Er dürfte einer der wenigen Professoren in Deutschland sein, die ein nautisches Patent für große Seeschiffe besitzen. Jetzt soll der Wandsbeker TU-Professor Carlos Jahn aber noch etwas ganz anderes steuern: den Aufbau des ersten Fraunhofer-Instituts in Hamburg. Die künftig an der Technischen Hochschule Hamburg-Harburg angesiedelte Forschungs-Einrichtung soll die Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft unterstützen, sagte gestern Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU). "Norddeutschland ist bei wissenschaftlichen Einrichtungen im Bereich Forschung und Entwicklung bisher unterrepräsentiert", so Gedaschko. Aber gerade die Krise lehre, dass man frühzeitig intelligente Antworten finden müsse. Hamburg sei aber bisher das einzige Bundesland gewesen, das noch kein Standort eines Fraunhofer Forschungsinstituts sei. Dank der jetzigen Neugründung könne sich Hamburg in der Logistikforschung auch im internationalen Rahmen wirkungsvoller positionieren, sagte Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU).

Die Fraunhofer Gesellschaft gilt als die europaweit größte Organisation für angewandte Forschung. Rund 17.000 Mitarbeiter sind in ihren Instituten und Einrichtungen beschäftigt, die sich zu großen Teilen durch Auftraggeber aus der Wirtschaft finanzieren. In Hamburg soll TU-Professor Jahn, der vor seiner wissenschaftlichen Karriere bei der Marine war, zunächst ein Fraunhofer Center aufbauen, das mittelfristig zu einem eigenständigen Fraunhofer-Institut werden soll.

In etwa fünf Jahren will Jahn dort rund 25 Mitarbeiter beschäftigen. Forschungsschwerpunkte sollen die Planung von Seehäfen, das Flottenmanagement von Reedereien, aber auch Prognosen sein: Jahn: "Mehr als 90 Prozent der interkontinentalen Güterströme werden über den Seeweg transportiert, immer mehr Waren müssen in kürzeren Zeiträumen verschifft und umgeschlagen werden." Klimaschutz und Sicherheitsfragen verlangten dabei nach neuen und innovativen Lösungen.


Hamburg wird dazu den Aufbau des Instituts mit sechs Millionen Euro unterstützen, rund drei Millionen Euro sollen in diesem Zeitraum aus der Auftragsforschung kommen. Auftraggeber könnten Terminalbetreiber, Reedereien, Logistik-Unternehmen wie Speditionen, aber auch Hafenverwaltungen und Werften sein. Von der Wirtschaft wird die neue Hamburger Forschungseinrichtung daher begrüßt: Peer Witten, Sprecher der Logistikinitiative Hamburg: "Die Gründung ist ein Meilenstein für die Zukunft des Logistik-Standorts Hamburg."