Zahlen allein geben nicht wieder, wie Hamburg sich verändert. Doch sie geben Anhaltspunkte: Mehr als 200 Autos sind 2009 bei Brandanschlägen beschädigt oder zerstört worden, allein im dritten Quartal des Jahres verübten linke Gewalttäter 377 Taten, so viele wie nie in einem statistisch relevanten Drei-Monats-Zeitraum zuvor. Bis Ende November war die Zahl der Taten von "politisch motivierter Kriminalität links" auf 669 gestiegen. An einem warmen Juli-Abend eskalierte die Gewalt erstmals in bis dahin unbekanntem Ausmaß. Das erste "Schanzenfest" geriet nach einem zunächst friedlichen Flohmarkt auf dem Schulterblatt zu einer Orgie aus Steinwürfen, Brandstiftungen und sinnloser Gewalt. Nach Ansicht linker und autonomer Protestierer waren Polizeibeamte schuld an der Eskalation. Sie seien zu früh und grundlos in martialischer Aufmachung über das noch laufende Fest hergefallen, hieß es später. Die Polizei begründete ihr Vorgehen damit, dass Steine in Richtung der Beamten geflogen seien. Die Nacht mündete in ein heilloses Hin und Her von Randalierern, jugendlichen Steinewerfern auf der einen und Uniformierten und Wasserwerfern auf der anderen Seite. Jugendliche in teurer Markenkleidung warfen Steine und Flaschen auf Polizisten, auf andere Demonstranten und gegen Schaufensterscheiben. Während es vor dem "Schanzenfest" vereinzelt Autobrände gegeben hatte, stieg die Zahl nun deutlich an. Zeitweise brannten fast in jeder Nacht Autos, und das nicht nur in Harvestehude oder Nienstedten. Auch in Harburg, Schnelsen, Osdorf, Billstedt und Eilbek zündeten Brandstifter Reifen an Autos aller Marken an. Der Reiz schien für die Täter in der Einfachheit zu liegen: Wie gering die Gefahr ist, entdeckt zu werden, zeigt sich an der Aufklärungsquote. Sie liegt bei null Prozent.

Eine Neuheit 2009: Das "zweite Schanzenfest" am 13. September. Ein noch größeres Polizeiaufgebot als im Juli vermochte es, die Gewalt einzudämmen. Unterbinden ließ sie sich nicht. Autos wurden umgekippt und angezündet, Polizisten, Protestierer und Passanten verletzt. Und doch sollte der Tiefpunkt noch bevorstehen: Am 3. Dezember griff eine Gruppe, die sich "Koukoufolori" nannte, das Kommissariat an der Lerchenstraße an. Sie versuchten, die Tür zu verschließen und brennende Müllcontainer in die Garage zu schieben. Einen Beamten, den sie nach draußen gelockt hatten, deckten sie mit einem Steinhagel ein.