Die Gewalt bei Jugendlichen steigt von Tag zu Tag, besonders der Stadtteil Lurup ist ein Beispiel dafür.

Ich selbst habe Erfahrungen gemacht, sowohl als Opfer als auch als Täter. Wie heißt es doch so schön: Wer austeilen kann, muss auch einstecken können. Und so war es auch.

Mein damaliger Alltag bestand darin, mit meiner Clique ordentlich einen draufzumachen. Und wenn Mädchen uns nur dumm angeguckt haben, haben wir sie provoziert und in dunkle Ecken gelockt, um sie zu schlagen oder zu erpressen. Dies hat meistens auch geklappt.

Der Grund dafür war, dass es uns Spaß gemacht hat und es eben zu unseren Touren dazugehörte. Der Abend war dann gerettet, wenn wir Geld, Handys oder Schmuck von den Mädchen abgezogen haben. Meistens waren wir in solchen Situationen ziemlich besoffen und zu bekifft, um Hemmungen zu haben.

Nach dem Stress haben wir weitergetrunken und so getan, als ob nichts gewesen wäre.

Wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt habe, habe ich meine Aggressionen an meinen Eltern ausgelassen.

Dadurch gab es ziemlich viel Streit, sodass ich oft abgehauen bin und tagelang nicht nach Hause kam.

Ich habe meine Probleme nur in mich hineingefressen, und wenn es mir zu viel wurde, habe ich mich oft geritzt. Aber die Probleme fingen erst richtig an, als ich einen Brief von der Polizei im Briefkasten fand. Zum Gerichtstermin!

Ich wurde angeklagt wegen schwerer Körperverletzung.

Ich kam zum Glück ohne eine Strafe davon. Doch am selben Abend hatte ich mich betrunken, nicht unter Kontrolle und hatte mich wieder geschlagen.

Die Polizei nahm mich mit auf die Wache. Dort wurde mir viel erklärt, ich bekam wieder einen Gerichtstermin und mir drohten vier Wochen Jugendknast.

Ich habe mir ab da geschworen, dass ich nie mehr handgreiflich werde und mich ab jetzt unter Kontrolle habe. Ich wollte ja nicht in den Knast.

Meine Mama und ich haben uns nach einiger Zeit zusammengerauft und sind zum Anti-Aggressions-Training gegangen, und zwar regelmäßig.

Als ich vor Gericht stand, bin ich dank meines Jugendgerichtshelfers wieder einmal davongekommen, weil er gesehen hat, dass ich alles dafür tue, um mich zu ändern.

Ich habe aus all meinen Fehlern gelernt und wollte mit meiner Vergangenheit abschließen. Dazu gehörte es, meinen Kontakt zu meiner Clique abzubrechen.

Die Clique wiederum akzeptierte dies nicht, da ich ja einer von ihnen wäre.

Und somit wurde ich selbst zum Opfer.

Sie hatten mich abgepasst und zusammengeschlagen.

Monatelang hatte ich Angst, vor die Tür zu gehen. Dies legte sich dann aber.

Ich habe mein Leben in den Griff bekommen und bin stolz darauf, weil ich jetzt Freunde habe, die zu mir stehen und mich nicht als ihren Feind in schwierigen Situationen sehen.

Ich hoffe für alle, die die gleichen Erfahrungen haben oder gemacht haben, dass sie daraus lernen und somit ihr Selbstbewusstsein stärken!