Warum Sonne und Schnee die Stimmung aufhellen. Menschen trotzen in der Kälte dem Einkaufsstress in der Vorweihnachtszeit.

Hamburg. Draußen sieht es aus wie im Winterwunderland, und innerlich herrscht trotz Kälte Entspannung und gute Laune. Ungewohnte Gelassenheit beim In-der-Schlange-Stehen - sogar nach einer halben Stunde Wartezeit, um in der Postfiliale Schlüterstraße die Weihnachtspost aufzugeben. Überall entspannte Gesichter. Spontanes Lachen auch in der Europa-Passage, als eine Menschengruppe (Flashmob) am Sonnabendnachmittag auf einmal laut "Oink" ruft und auseinanderläuft. Trotz Kälte (bis zu minus neun Grad) waren sonntags an der Alster Tausende Spaziergänger unterwegs, die meisten mit strahlenden Gesichtern.

"Die winterliche Atmosphäre, die klare Luft - das macht mir gute Laune und bringt mich endlich in Weihnachtsstimmung", sagt Anja Hinz (46) aus Buchholz, die mit ihrem Mann Carsten (51), Tochter Isabel (13) und der dreimonatigen Riesenschnauzer-Hündin Emma die Hansestadt in Weiß genießt.

Auch Frank Böttcher, Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg, ist mit seinen drei Söhnen im Schnee unterwegs. "Diese Winterstimmung mit Kälte und Sonne wirkt anregend auf den Körper, das ist wie Schokolade essen." Der Psychologe Michael Thiel beschreibt den positiven Effekt von Sonne und Schnee so: "Unsere Psyche und damit unser Wohlbefinden ist von der Lichtintensität abhängig. Schnee und Sonne verstärken die Strahlung und sorgen so dafür, dass sich stimmungsaufhellende Substanzen im Gehirn bilden." Nur zu kalt dürfe es für die perfekte Winterlaune nicht sein. Und zu warm auch nicht. Wetterexperte Böttcher ergänzt: "Tauwetter drückt auf das Gemüt und schwächt den positiven Wintereffekt ab."

Den Wintereffekt genießt auch Mathias Adam (55) mit seiner Tochter Leona (7) aus Rahlstedt. "Schlittenfahren funktioniert super, nur zum Schneemannbauen ist der Schnee zu pulverig", sagt das siebenjährige Mädchen und lässt sich lachend von dem Vater über die Wiese ziehen.

Für ein abruptes Ende der ausgelassenen Winterstimmung sorgte ein Unfall in Neugraben-Fischbek. Beim Rodeln in einer Kieskuhle am Kiesbarg hat eine Frau sich schwer am Rücken verletzt. Weil die Retter einen Wirbelsäulenbruch befürchteten und sie den Abhang nicht hinauftragen konnten, forderten sie eine Spezialtrage an, mit der die Patientin gerettet wurde. Entgegen ersten Befürchtungen hatte sie sich die Wirbelsäule nicht gebrochen. Sie wurde mit einem schweren Wirbelsäulentrauma im Krankenhaus behandelt.

Die Feuerwehr musste vor allem am Sonnabend immer wieder ausrücken, um Enten und Schwäne zu befreien, die mangels Bewegung auf Eisflächen festgefroren waren. Für den wohltuenden Spaziergang durch das Winterwunderland gilt also: viel bewegen und dick einpacken.