Der Billigflieger schreibt trotz Krise schwarze Zahlen. Der Deutschland-Chef will die Airline in der Bundesrepublik zur viertgrößten Fluggesellschaft machen.

Hamburg. In dieser Woche hat der britische Billigflieger Easyjet, Europas zweitgrößter Anbieter in diesem Marktsegment, am Hamburger Flughafen die Marke von einer Million Passagieren überschritten. Aktuell fliegt Easyjet von Hamburg aus nach Basel und nach London/Luton, Anfang Februar kommt eine weitere Strecke nach London/Gatwick hinzu. Das Abendblatt sprach mit Easyjet-Deutschland-Chef Thomas Haagensen.

Abendblatt:

Wie wirkt sich die Branchenkrise in der Luftfahrt auf Easyjet aus?

Thomas Haagensen:

Es sind schwierige Zeiten für alle Fluggesellschaften. Aber wir verzeichnen weiter Wachstum, auch wenn es nicht mehr 15 oder 20 Prozent pro Jahr sind wie vorher. Vor allem aber fliegen wir profitabel. Es gibt nicht viele Airlines, die es in diesem Jahr in die schwarzen Zahlen schaffen.

Abendblatt:

Spüren Sie bereits den Einbruch bei Geschäftsreisen?

Haagensen:

Ich denke, die Kürzungen in den Reisebudgets nützen uns eher, weil die Kunden noch stärker als bislang auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten. Im Schnitt sind etwa 20 Prozent unserer Passagiere Geschäftsreisende, auf der neuen Strecke von Hamburg nach London/Gatwick wird der Anteil höher sein.

Abendblatt:

Welche Bedeutung hat Hamburg für Easyjet?

Haagensen:

Hamburg ist ein sehr attraktiver Standort mit hoher Kaufkraft. Für uns ist es wichtig, das Geschäft hier auszubauen. Wir hoffen, dass wir auch viele Briten nach Hamburg bringen können, schließlich hat die Stadt viel zu bieten. Mit unseren bisherigen Strecken hier sind wir zufrieden: Auf der Route nach Basel läuft es sehr gut und auch unsere Erfahrungen mit den Flügen nach London/Luton sind positiv.

Abendblatt:

Warum ist das Easyjet-Angebot von Hamburg aus dennoch bislang so vergleichsweise gering?

Haagensen:

Wir haben uns bisher stark auf Berlin konzentriert, wo wir heute der größte Low-Cost-Anbieter sind und in der ersten Startreihe für den neuen Großflughafen BBI stehen. Jetzt verbreitern wir unser Angebot mit neuen Strecken ab Hamburg, aber auch ab München und Düsseldorf, um neben Berlin auch im Norden, Westen und Süden wichtige Standbeine zu haben.

Abendblatt:

Welchen Marktanteil hat Easyjet in Deutschland?

Haagensen:

Heute liegen wir bei drei Prozent in Deutschland. In Europa sind wir die Nummer vier mit 6,5 Prozent, da wollen wir auch in Deutschland hin.

Abendblatt:

Nähern sich die Billigflieger nicht allmählich der Sättigungsgrenze?

Haagensen:

Nein, unser Geschäftsmodell ist weiter auf Wachstum eingestellt. Wir glauben, dass auch auf dem europäischen Luftfahrtmarkt der Kuchen, der zu verteilen ist, auf längere Sicht noch größer wird.

Abendblatt:

Wie stark treffen Sie die steigenden Kerosinpreise?

Haagensen:

Easyjet hat eine der jüngsten Flotten Europas mit einem Altersschnitt von drei Jahren. Die modernen, sparsamen Flugzeuge helfen uns, mit höheren Kerosinpreisen zurechtzukommen. Außerdem sind wir auf Europastrecken tätig - da sind die Treibstoffkosten nicht so entscheidend, als wenn wir nach Rio oder Tokio fliegen würden. Wir waren auch 2008 mit den zeitweise extrem hohen Ölpreisen profitabel. Das Low-Cost-Geschäftsmodell ist resistent.

Abendblatt:

Immer wieder hört man Klagen, Easyjet setze sich wie auch Ryanair über Passagierrechte hinweg. Außerdem verlangen Sie Extragebühren fürs Gepäck. Muss das sein?

Haagensen:

Was die Passagierrechte angeht, folgen wir den internationalen Regeln. Bei 45 Millionen Passagieren kann es Ausnahmen geben, in denen jemand unzufrieden ist. Die Gebühren für Koffer entsprechen unserem Geschäftsmodell: Der Kunde soll nur für das zahlen, was er braucht.