Stefanie wurde mit 16 Jahren Mutter. Sie hat den Spott der Mitschüler und der Familie ertragen. Der Vater ihres Kindes war im Gefängnis. Dennoch ist sie froh, das Baby behalten zu haben.

Wenn man als 16-Jährige mit einem Kind im Arm über die Straße geht, dann erntet man viele vernichtende und herablassende Blicke. Wie konnte sie nur so früh? Konnte sie nicht aufpassen? Wie unverantwortlich kann man nur sein? Dass viele Jugendliche früh anfangen, Sex zu haben, ist nichts Ungewöhnliches. Die Mädchen planen ja nicht, ein Kind zu bekommen. Man verurteilt diese Mädchen einfach - aber was wäre, wenn sie es abgetrieben hätte? Dann gäbe es auch Vorwürfe.

Stefanie (alle Namen geändert) ist eine der vielen jungen Mütter in Hamburg. Als sie kurz nach Weihnachten letzten Jahres erfahren hatte, dass sie schwanger ist, stand für sie fest: Sie will das Baby behalten. Nichts konnte ihre Meinung ändern, sie wusste, was sie aufs Spiel setzen würde. Aber bis es kommt, würde sie weiter zur Schule gehen und ihren Realschulabschluss machen, dachte sie sich.

Dabei waren ihre Schulleistungen kein Problem, sondern die Mitschüler, die richtig fiese Gerüchte und Sprüche losließen, weil sie immer runder wurde. Sie musste drei Monate die Schwangerschaft für sich behalten, denn sonst, wusste sie, würde ihre Mutter sie rausschmeißen oder zur Abtreibung drängen, wie ein Jahr zuvor.

Im fünften Monat konnte Stefanie ihren Kugelbauch nicht mehr verstecken. Es gab viele Diskussionen in der Familie, wie es weitergehen sollte. Für sie war diese Zeit unglaublich anstrengend, denn sogar noch im neunten Monat musste sie alles alleine erledigen. Anträge mussten gestellt und Formulare ausgefüllt werden. Als es dann ins Albertinen-Krankenhaus ging, war nur ihre Mutter an ihrer Seite bei der Geburt des Kleinen Anfang Oktober. Denn der Vater des Kindes war zu dieser Zeit im Gefängnis.

"Die Geburt von Justin war sehr schmerzhaft, doch ich werde diesen Blick, als er mich das erste Mal ansah, nie vergessen. Auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, waren die Schmerzen sofort vergessen", sagt Stefanie nun ein paar Wochen später.

"Nun kam die Veränderung, ich spürte gleich, dass die Zeit mit Justin nicht leicht werden wird. Die erste Zeit im Krankenhaus war härter, als ich mir vorgestellt hatte. Auch die Tage danach wurden nicht leichter." Sie litt unter Schlafmangel, machte sich Sorgen, ob sie eine gute Mutter wird. "Ich hatte überhaupt keine Erfahrung mit Babys." In der ersten Nacht zu Hause brach Stefanie zusammen. "Es hat mich umgehauen, so eine große Verantwortung zu tragen. Ich konnte mich in diesem Moment nur schwer fangen, aber mein Freund und meine Mutter machten mir Mut, der mich wieder stark machte", erzählt sie.

Zum Glück hatte sie für die Wochen nach der Geburt eine Hebamme besorgt, die ihr sehr viel zeigte und ihre Fragen beantwortete. "Es wurde immer leichter für mich, die Probleme meines Kindes zu verstehen und auch gut darauf zu reagieren", sagt sie.

Nach der Geburt ihres Kindes spürte sie die Ablehnung in ihrer eigenen Familie, aber auch die Unterstützung echter Freunde und lieber Verwandter. Der Vater des Kindes, der die Vaterschaft nicht anerkennen will, da es sonst viele Probleme mit seiner Familie geben würde, kommt sechs- bis siebenmal im Monat zu ihr, da er arbeiten geht. Stefanie macht alles alleine, und das auf eine wunderbare liebevolle Art. Sie hat vor, wieder zur Schule zu gehen und ihr Abitur zu machen. "Heute, acht Wochen nach der Geburt, kann ich sagen, dass ich es geschafft habe, mich wunderbar und liebevoll um mein Baby zu kümmern. Als Dank dafür bekomme ich jeden Tag ein Lachen zurück. Ich würde meinen Justin für nichts auf der Welt hergeben. Auch wenn ich so jung bin, kann ich sagen, dass ich eine gute Mutter bin und mein Kind gesund ist." Sie bereue ihre Entscheidung für ihren Sohn nicht, sagt sie. "Er gibt mir Liebe und Kraft. Ich liebe meinen Sohn und kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen."