Geschlechtertrennung expandiert! Nicht mehr nur Toiletten werden für Männlein und Weiblein eindeutig markiert (früher Unisex, jetzt exklusiv für Damen oder Herren), sondern auch die Werbebranche ist betroffen. Sie diktiert Mann und Frau, welche Produkte für sie vorgesehen sind und welche nicht. Das pinkfarbene Putzmittel wird im Fernsehen von einer Bilderbuch-Hausmutti beworben. Und am Steuer eines schnittigen Sportwagens sitzt im Spot natürlich ein Mann, nämlich der Fußballtrainer Jürgen Klopp. Im Vergleich wird klar: Während Frau putzt, dreht Mann lieber noch 'ne Runde im Auto. Andersrum werden in Spots für Körperpflegeprodukte meist weibliche Kunden angesprochen, mit dem vermeintlich schlagenden Argument: "Weil Sie es sich wert sind." Und was ist mit der Männerwelt, braucht die etwa kein Deo?! Nach Ansicht der Werbung sollte sie offensichtlich statt zur Handcreme lieber zum Fünferpack Grillwürste greifen, für die Dieter Bohlen neben einem halb nackten Frauenpopo bürgt: "Mann, ist das 'ne Wurst!"

Da wir mit genau diesem geschlechterspezifischen Produktvertrieb aufwachsen, hat sich unser Konsumverhalten diesem angepasst. Im Spielwarengeschäft und in den Kinderzimmern werden Jungs zu Cowboys und Rennfahrern und Mädchen zu Prinzessinnen Lillifee erzogen. Batman versus Barbie - wen wundern da noch die späteren Interessen?! Mode, Schminke und die Farbe Rosa oder Autos, Technik und eine Vorliebe für die Farbe Blau wurden uns in den Kinderwagen gelegt und werden uns wohl bis zur Modellauswahl unserer Gehhilfe begleiten. Aber mal ehrlich: Diese Klischees sind doch kein Spiegel der Realität! Der zur Hygiene und Körperpflege neigende Mann muss sich doch keine Sorgen um seine Männlichkeit machen, wenn er sich eine Handcreme kauft. Genauso behält eine Frau trotz eines Autokaufs abseits der Familienkutsche beide X-Chromosomen. In der Werbung werden Klischees bedient, die eigentlich schon überholt sind, und trotzdem erinnern sie uns tagtäglich an die für uns vorgefertigten Rollen. Und viel zu oft geben wir ihnen aus bequemer Gewohnheit nach.

Also, liebe Leute: Kampf den überholten Rollenklischees und der konservativen Werbebranche. Probiert doch lieber mal im Zeichen der Geschlechterverständigung das jeweils andere Produkt aus: Männer, keinen falschen Scham für eure Reinigungslotion. Und Mädels, ihr dürft gerne auch mal selber probieren, das Billy-Regal aufzubauen. Schaden kann es ja nicht.