Gentrifizierung stammt vom englischen Wort gentry, niederer Adel, und bezeichnet einen Prozess der Stadtentwicklung, wie er vielerorts in Europa zu beobachten ist: Gut verdienende Bevölkerungsteile entdecken die innere Stadt wieder als Wohnraum. Das führt dann allerdings zu einer Verdrängung von sozial schwächeren Mietern, die nun plötzlich um dieselben Wohnlagen konkurrieren müssen. Das gesamte Umfeld verteuert sich, die Edelkneipe verdrängt die Eckkneipe, Gucci-Läden die Gemüseläden. Mit der Gentrifizierung geht daher meist eine Aufwertung von Altbauwohnungen einher, die von Investoren gekauft, saniert und nicht selten in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Typische Gentrifizierungsviertel sind daher gut erhaltene Altbauquartiere.

Im Unterschied etwa zu Wilhelmsburg, wo neue Bevölkerungsteile durch neue Stadthäuser kommen sollen, vollziehen sich in diesen Arealen Wandel und Verdrängung vor allem im Gebäudebestand. Und diese Umwandlung ganzer Quartiere geschieht nach Beobachtung von Stadtforschern meist stufenweise: Erst entdecken Studenten, Künstler, eine Subkulturszene und kleine Gewerbebetriebe einen Stadtteil neu. Sozial problematische Viertel werden plötzlich begehrt, andere Mieter folgen, Altmieter werden in Großwohnsiedlungen an den Stadtrand verdrängt, Künstler finden keine Freiräume mehr. In Hamburg wird dieser Prozess noch durch eine dynamische Bevölkerungsentwicklung überlagert: Die Stadt wächst, doch die Zahl der Wohnungen wächst nicht mit. Vor allem günstiger Wohnraum und Sozialwohnungen werden weniger: Etwa 6000 Wohnungen müssten jährlich gebaut werden, tatsächlich sind es keine 3000.

Der Druck im Inneren der Stadt wächst daher und Experten wie der Stadtplanungsprofessor Jörg Knieling von der Hamburger HafenCity-Universität fordern ein Gegensteuern, um den "brutalen" Markt zu steuern. Etwa durch Erhaltungssatzungen. Es kann nicht gut sein, wenn die Bevölkerung einer Stadt so sehr nach Arm und Reich streng verteilt wird, sagt er. Und Stadtplaner wie der IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg plädieren für einen Erhalt von günstigen Freiräumen - auch wenn sich eine solche Politik aus Sicht von Finanzpolitikern nicht rechnet. Eine dynamische, prosperierende Stadt, so Hellweg, entwickelt sich durch Menschen, nicht durch Arbeitsplätze. Oder anders: Dort, wo sich die Menschen wohlfühlen, wo Kreative sich ausprobieren können, wo es Platz für "Garagenfirmen" gibt - dort entwickeln sich auch Arbeitsplätze. Nicht umgekehrt.