Geneviève Wood fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Café-Leiterin Sandra Campos

Klar, hat sie Zeit für einen Kaffee, sagt Sandra Campos. Im Café Larigo am Schulterblatt sind an diesem Morgen nur wenige Gäste. Also kann die Portugiesin die Tresenseite wechseln und einen kleinen Schnack halten. Ihren Kaffee, Latte macchiato, trinkt sie mit Zucker. "Mit viel Zucker. Eigentlich ist es Zucker mit ein bisschen Kaffee", sagt sie und lacht herzlich.

Sie erzählt, dass sie auch gegen die geplante Schulreform unterschrieben hat, wie so viele: "Ich bin gegen die Reform - die ist nicht gut durchdacht."

Frau Campos liegen junge Menschen sehr am Herzen. Das Café, das sie leitet, ist ein soziales Café. "Die Jugendlichen, die bei mir arbeiten, sind psychisch krank. Manche haben Borderline, andere sind schizophren." Jeweils für sechs Monate arbeiten die jungen Leute bei Frau Campos. "Hier lernen sie Pünktlichkeit, Kaffee kochen, Leute bedienen." Nach den sechs Monaten im Café machen sie weitere Praktika oder starten eine Ausbildung.

Frau Campos kann gut mit ihren Schützlingen. Schließlich sind ihre Töchter mit 18 und 20 Jahren in einem ähnlichen Alter. Huch! Die 35-Jährige ist mit 15 Mutter geworden. Wieder lacht sie: "Das ist toll. Meine Tochter und ich sind Freundinnen, tauschen Klamotten. Aber: Ich kann es trotzdem nicht empfehlen. Kriegt eure Kinder nicht zu früh!"