Die drei mutmaßlichen Peiniger der jungen Frau sollen sie außerdem mit einem Schlagstock traktiert und die Tat gefilmt haben.

Hamburg. Da sitzt sie und heult. Jedes ihrer Worte ist von Schluchzern verzerrt, der Körper der jungen Frau bebt. Wie ein Häuflein Elend wirkt sie und restlos verzweifelt. Ist es ihre Erkenntnis, etwas Entsetzliches getan zu haben? Oder am Ende vielleicht auch Mitleid mit sich selbst, weil sie sich jetzt vor dem Landgericht für ihre Verbrechen verantworten muss? 16 Jahre war Seika H. alt, als sie laut Anklage zur Täterin wurde. Als die heute 17-Jährige gemeinsam mit einer anderen jungen Frau und einem jungen Mann das Leben einer 19-Jährigen zur Hölle gemacht haben soll. Ihr demnach mit dem Tode drohte, sie mit Schlägen traktierte, sie sexuell demütigte und beraubte. Ein Opfer, das verängstigt war und blutend, eine junge Frau, die um ihr Leben fürchtete. Und um das ihrer 14 Monate alten Tochter.

Und dabei soll Seika H. die Haupttäterin gewesen sein an jenem 10. April dieses Jahres. Sie soll mit brutaler Gewalt mit einem Teleskopschlagstock zugehauen und auch die Initiative bei den sexuellen Demütigungen gehabt haben. Sie, die junge Frau mit dem langen, schwarzen Zopf, die jetzt im Prozess vor dem Landgericht so bitterlich weint und sagt, die Tat tue ihr "so leid. Ich würde es so gern wieder ungeschehen machen."

Auch der Mitangeklagte Marc T. (23) räumt die Vorwürfe ein, jener Mann, der laut Anklage den beiden Haupttäterinnen den Zugang zu der Wohnung des Opfers verschaffte, dort das Kind der 19-Jährigen bewachte und ihren Lebensgefährten in Schach hielt, während die beiden Frauen ihr Opfer misshandelten. Und auch die 20-jährige Turkan D. gesteht die Verbrechen. "Mir tut mein Verhalten sehr leid. Ich möchte mich ausdrücklich bei dem Opfer entschuldigen."

Ein Opfer, das Todesängste durchlitt und Schmerzen. Eine junge Frau, die vor der Polizei ihre Leiden schilderte, ihre Furcht, auch ihrer kleinen Tochter werde etwas angetan. Sie habe die Täter angefleht, "dass sie sie bitte nicht umbringen", erzählte die 19-Jährige den Beamten. "Ich mache auch, was ihr wollt", habe sie ihren Peinigerinnen gesagt. Über Stunden haben die Leiden von Sandy P. (Name geändert) angedauert, sagt deren Anwältin am Rande des Prozesses. Noch heute sei die 19-Jährige schwer traumatisiert, sie habe es in ihrer Wohnung nicht mehr ausgehalten und Zuflucht gesucht in einer Mutter-Kind-Einrichtung.

Eine Reaktion, die kaum überrascht angesichts der Tortur, die Sandy P. in ihrer Wohnung durchlitt. Und all das, weil sie für eine angebliche Beleidigung abgestraft werden sollte. "Es gab Gerüchte, ich sei schuld, dass Sandys Beziehung auseinandergegangen ist", erzählt die Angeklagte Seika H. Deshalb habe es Streit mit der 19-Jährigen gegeben. "Ich habe ihr dann per E-Mail gedroht", räumt die 17-Jährige ein. "Mit Vergewaltigung und Umbringen", präzisiert der Vorsitzende Richter. "Ja", gibt die Angeklagte zu, "es war aber nicht so gemeint." Ihre Freundin Turkan D. habe gesagt, Sandy P. müsse "bestraft werden", sagt Seika H. "Es sollte aber nicht so weit gehen. Ich wollte sie einfach nur hauen, ins Gesicht oder so, und dann ist gut", formuliert die Jugendliche.

Trotzdem nahmen die beiden Frauen und ihr Bekannter Marc T. laut ihrer Schilderung einen Teleskopschlagstock und ein Messer mit zur Wohnung des Opfers. Und schließlich schlugen sie das Opfer massiv, erzählt Seika H., und zwangen sie, Wasser aus dem Toilettenbecken zu trinken und sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen, die sie mit dem Handy aufnahmen und drohten, sie ins Internet zu stellen. Außerdem musste Sandy P. "ins Handy singen, dass sie nicht zur Polizei geht und dass Turkan und ich die Besten sind und so". Und schließlich hätten sie dem Opfer zwei Handys geraubt und 50 Euro, von denen sie sich dann ein Taxi leisteten. Auf der Rückfahrt vom Tatort sprachen sie auch über ihr Verbrechen, sagt die Angeklagte: "Wir haben darüber geredet, dass wir ein bisschen zu weit gegangen sind." Der Prozess wird fortgesetzt.