Die Hamburger Umgangssprache aus der Zeit, als Großmutter noch 'n lütt Deern weer, wird wieder lebendig - dank der Vorschläge unserer Leser.

Hamburg. "Nun ist mein Beitrag sicher schon zu lang geworden, aber wenn ich an die Kindheit denke, fallen mir eine Menge Ausdrücke ein", schrieb ein Leser aus Rosengarten. "Wie viele schöne Erinnerungen doch wach werden durch Ihre tolle Serie", schwärmte ein anderer.

Seit fast einem Jahr veröffentlicht das Abendblatt täglich eine Folge der Kolumne "Sprechen Sie Hamburgisch?", und Tausende, ja, Zehntausende von Vorschlägen und Redensarten wurden eingeschickt. Die scheinbar verschüttete und vergessene Hamburger Umgangssprache aus der Zeit, als Großmutter noch 'n lütt Deern weer, wurde wieder lebendig in der Erinnerung der Leserinnen und Leser, die sie in ihrer Jugend gehört, gesprochen oder gelesen hatten.

Die Lektüre des Abendblatts begann in diesen Monaten morgens bei vielen Hamburgern mit dem Hamburgischen. "Noch vor dem Frühstück", schrieb eine 85 Jahre alte Abonnentin, "lese ich als Erstes Ihre Rubrik und gehe still für mich zurück in das Hamburg früherer Jahre." Aber nicht nur die Älteren lebten in Erinnerungen, auch die Jüngeren lasen und staunten, dass frühere Generationen ohne SMS, Anglizismen und Werbe-Kauderwelsch durchaus nicht sprachlos gewesen waren.

Als Claus Strunz, ein überzeugter Hamburger, wenn auch ein Quiddje, zum 60-jährigen Bestehen am 14. Oktober 2008 die Chefredaktion des Abendblatts übernommen hatte, stellte er die Frage nach dem Hamburgischen. Eine Flut von Zuschriften überschwemmte die Redaktion - E-Mails, Faxe und Briefe über Briefe, teilweise auf Plattdeutsch in Sütterlin geschrieben. Hamburg, die Hamburger und das Hamburger Abendblatt waren eins in dem Motto, das Axel Springer 1948 vorgegeben hatte: "Mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen". Von Anfang an hatte Chefredakteur Claus Strunz ein Buch zur Serie versprochen. Das Buch ist fertig, das Buch ist ausgeliefert, und das Buch ist bereits nach wenigen Tagen ein Bestseller. Rund 800 Begriffe auf 320 Seiten haben wir aus den Vorschlägen der Leser aufgegriffen und abgerundet mit vielen Hamburgensien und Kurzbiografien, mit Zitaten, Brauchtum und Aberglaube.

Kennen Sie eine Kreek, wissen Sie, was spiteeisch bedeutet, haben Sie früher auch "Hengilidoor!" gerufen, und können Sie den Unterschied zwischen einem Erfolgsluden und einem Hartgeldluden beschreiben? Warum sollte sich ein Mädchen vom Ebeer (Storch) kein Wäschestück stehlen lassen? (Dann bekam es ein uneheliches Kind.) Was passierte, als die dralle Deern vun Slachter Speckmann die Wustzippel aus Vaters Laden ungleich verteilt hatte? Am nächsten Tag entbrannte die große Schlacht an de Eck vun de Hansastroot zwischen Indjes und Trapper, die ähnlich viele Opfer gefordert haben soll wie seinerzeit der Untergang General Custers am Little Big Horn.

Ganz viel Hamburg und Hamburger Vergangenheit, Hamburger Sprache und Hamburger Erinnerungen finden Sie in dem Buch, das reich illustriert ist. Die Arbeit daran hat Spaß gemacht, und der größte Wunsch des Autors und der Mitarbeiter ist es, Jung und Alt in der Hansestadt ein typisch hamburgisches Lesevergnügen bereiten zu dürfen.

Mit dem Erscheinen des Buches ist die Sammlung nicht zu Ende. Die Serie läuft weiter, und wir warten auf Vorschläge - am besten an briefe@abendblatt.de (Betreff: Hamburgisch), in der jeweils ein einzelnes Stichwort erklärt wird aus der Zeit - Sie wissen schon -, als Großmutter noch 'n lütt Deern weer.

Das Buch (9,95 Euro) erhalten Sie im Buchhandel. Sie können es auch bestellen unter www.abendblatt.de/shop oder per Telefon 040/347-265 66.