Das weltweit einmalige Projekt will über Ökothemen berichten. Am 11. November gibt es eine Entscheidung über die Lizenz.

Hamburg. Ein Nischenprogramm soll es nicht werden. "Wir wollen ein Volkssender sein", sagt Frank Otto selbstbewusst. Vom kommenden Jahr an will er Hamburgs Fernsehangebot um eine Facette reicher machen: Der Unternehmer hat den Antrag für einen "grünen" Sender eingereicht. Erteilt die Landesmedienanstalt auf einer Sitzung am 11. November die Lizenz, wird greencapital.tv spätestens im Sommer 2010 empfangbar sein. Im Mittelpunkt der Berichterstattung sollen Umweltthemen stehen.

Otto bestätigte das Vorhaben auf Nachfrage, wollte allerdings noch keine konkreten Details preisgeben: "Ich möchte der Entscheidung der Medienaufsicht in der nächsten Woche nicht vorgreifen." Fällt diese positiv aus und nichts spricht dagegen, wird das erste greencapital.tv-Team eine Hamburger Delegation unter Leitung von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) begleiten, die Ende November nach Stockholm fliegt. Schwedens Metropole präsentiert sich im kommenden Jahr als "Green Capital" - es ist die Premiere für diesen Titel. 2011 übernimmt Hamburg die Rolle einer europäischen Umwelhauptstadt - nach gewonnenem Wettstreit gegen Konkurrenten wie Amsterdam, Kopenhagen und Oslo. Nationale Mitbewerber wie München, Bremen und Hannover waren schon im Vorfeld ausgeschieden.

Hamburgs künftige umweltpolitische Führungsrolle bescherte Medienunternehmer Otto die Initialzündung für seine Fernsehpläne. "Die TV-Signale stehen auf Grün", sagte er dem Abendblatt. "Wir werden uns jetzt mit Fantasie daranmachen, das Thema Umwelt ins Bild zu setzen." Als größte Stadt Europas ohne Hauptstadtstatus, namhafter Industriestandort und umweltbewusste Metropole gleichermaßen sei Hamburg hervorragend geeignet, eine internationale Führungsrolle zu übernehmen. Ziel sei es, so Otto, "auch medial die erste Adresse in Sachen Umweltschutz zu sein". Die Hamburger sollten sich im neuen Sender wiederfinden und eigene Initiative ergreifen.

Trotz Ottos öffentlicher Zurückhaltung sickerten einige Informationen durch. So steht fest, dass greencapital.tv, die Lizenz vorausgesetzt, über Kabel und Internet zu empfangen sein wird. Rund zwei Drittel der Hamburger Haushalte sind auf diese Weise vernetzt. Ob die ökologischen Sendeformate auch über Satellit ausgestrahlt werden, ist eine Kostenfrage.

Viel mehr als eine Million Euro will Otto nicht als Risikokapital aufbringen. Zusätzliches Geld soll durch Kooperationspartner fließen: Umweltorganisationen, Wirtschaft und städtische Unternehmen. Zum Vergleich: Der Jahresetat des Privatsenders Hamburg 1, an dem Otto beteiligt ist, liegt zwischen vier und fünf Millionen Euro. Ohnehin soll Kooperation das Schlüsselwort zum Erfolg sein. Greencapital.tv, so ist aus Ottos Mediengruppe zu vernehmen, verstehe sich als Plattform, als ein Angebot zur Beteiligung an alle mit Interesse an ökologischem Fortschritt. "Immer mehr Firmen erkennen die Zukunftsbedeutung dieses Themas", so Frank Otto.

Einen großen Redaktionsstab soll es anfangs nicht geben. Klappt es am 11. November mit der Lizenz, sollen zunächst lediglich ein Programmdirektor sowie eine Handvoll Redakteure unter Vertrag genommen werden. Filmaufträge sollen an externe Dienstleister vergeben werden. Auch die Sendetechnik wird eingekauft.

"Neben der Idee ist die Vobereitungszeit ein gewichtiger Pluspunkt", meint Otto. Denn erst mit Hamburgs Rolle als Umwelthauptstadt am 1. Januar 2011 soll der "grüne" Fernsehsender mit voller Kraft laufen. Danach, so die Vision des Medienunternehmers, könne greencapital.tv in weiteren Städten aktiv werden - und in Hamburg weiterhin auf Sendung bleiben.

Auch via Internet sollen die Sendungen aus der Hansestadt mehrsprachig verbreitet werden. Ein Grund mehr, dass sich Frank Otto & Co. vom schwarz-grünen Senat Unterstützung erhoffen.