Es ist zum Abschalten, das nachmittägliche Programm. Fernsehen zum Fremdschämen, täglich ab 14 Uhr auf Sendung. Beispiel: Ich schalte ein und sehe ein absurdes Frauen-Duell.

Ein etwa 50-jähriges Superweib, das gern bauchfrei trägt, kämpft auf der Straße gegen ein schüchternes 20-jähriges Mäuschen. Und um was? Um die Handynummern möglichst vieler Männer. Na klar, denke ich als Zuschauerin. Wer kennt diesen Wettbewerb nicht? Ist längst auch eines meiner Lieblingshobbys ... Es schüttelt mich, ich schäme mich. Und zwar fremd. Welche andere Reaktion könnte man auch zeigen? Die Produzenten dieser Sendungen können doch nicht ernsthaft annehmen, dass die Zuschauer sich von diesen realitätsfernen und auch noch extrem schlecht geschauspielerten Szenen unterhalten fühlen?

Ein paar Tage lang habe ich mich standhaft geweigert, den Fernseher nach Schulschluss einzuschalten. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, das Programm könnte auf wundersame Weise niveauvoller geworden sein. Aber nein! Sie laufen endlos weiter, diese sogenannten Doku-Soaps wie "We are Family", "Mitten im Leben" oder "U20 - Deutschland, Deine Teenies", die zumindest mit meinem eigenen Leben so gar nichts zu tun haben. Unsere Generation wird als lustlose, armselige und talentbefreite Jugend dargestellt. Bei mir lösen diese unsinnigen Sendungen mittlerweile nur ein Gefühl aus: Ich will umschalten - in eine andere Welt. Mit Fernsehen zum Fremdschämen wird meine Generation systematisch verblödet, unsere geistigen Fähigkeiten werden verschwendet. Was für ein nervtötender Trend soll das sein? Alle diese "Doku-Sternchen" und ihre peinlich-konstruierten Tausch-Experimente, ich kann dieses Trash-TV nicht mehr ertragen! Wo ist das anspruchsvolle Programm am Nachmittag?

Fazit: Trash-TV ist unzumutbar, weil es künstlich ist und zudem schlecht gemacht. Man kann mit seiner Zeit Sinnvolleres anfangen, als sich diesen Quatsch anzusehen. Also, was tun? Abschalten. Oder eine Rebellion beginnen, wie sie Marcel Reich-Ranicki verbal schon begonnen hat ...