Axel Tiedemann fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Yacht-Eigner Ulli Rössner

Einen Kaffee trinken und darüber reden, was ihn heute so bewegt? "Klar", sagt Ulli Rössner, der gerade an Bord seiner eleganten Klassik-Yacht "Willow Wren" im Traditionsschiffhafen hantiert. Doch vorher muss er noch etwas erledigen, ruft er zur Kaikante hinauf: "Können Sie mit Tampen umgehen und mitfahren?", fragt er. Denn im Augenblick bewegt den 62-Jährigen gerade arg, dass sich nichts so richtig bewegt. Jedenfalls nicht am Getriebe seines Schiffsmotors. "Der Rückwärtsgang klemmt", ruft er, und schon geht es los. Rössner ist gemeinsam mit seiner Frau seit 2001 Eigner der früheren britischen Rennyacht. Ein Schmuckstück, 1886 gebaut. Der letzte America's Cupper des vorletzten Jahrhunderts. Seit einem Jahr ist der Winterliegeplatz der "Willow Wren" in der HafenCity. Und weil dort am Wochenende für die Wassersportmesse hanseboot kurzfristig einmal neue Yachten festmachen, muss Rössner sein Schiff in eine andere Ecke des Hafens verlegen. Was ohne Rückwärtsgang nicht einfach ist. Hoffentlich sitzt der Tampen, hält das Schiff, bevor es auf die Klappbrücke rauscht?

Ulli Rössner gibt Kommandos, guckt hier und guckt dort, eilt nach vorne und dann ist es geschafft. Seit 32 Jahren ist er nun schon mit solchen Windjammern unterwegs, leitete als Kapitän Jugendreisen und bietet auch mit der "Willow Wren" für Firmen Chartertörns an. Er reckt sich ein bisschen, fasst sich ans Kreuz: "Doch das Alter, ich merk es langsam." Die Arbeit an Deck, das Hantieren mit den schweren Segeln - das geht nicht mehr so leicht. "Ich muss mich wohl an den Gedanken gewöhnen, dass wir irgendwann etwas ändern müssen." Vielleicht gehe es mit freiwilligen Mitseglern weiter, vielleicht müsse er für "Willow Wren" auch einen Nachfolger finden. Er seufzt kurz und lächelt dann wieder fröhlich: "Aber erst mal geht's jetzt an den Kaffeebecher."