Schere ansetzen

"Sparen beim Etat für Hamburgs Kultur?", Hamburger Abendblatt, 16. Oktober

Man kann nicht anders, als dem Autor zuzustimmen. Aber Kultur ist offenbar der Titel, an dem das Sparen am leichtesten fällt. Dabei gibt es in der Hansestadt zwei Etatposten, die zum Vorteil für die Stadt und ihre Bewohner eingespart werden könnten, gäbe es da nicht ideologische Gründe. Das sind der Umzug der Universität und die Stadtbahn. Bliebe die Uni, wo sie ist, würde das geballte Verkehrsaufkommen in Richtung auf den solitären neuen Standort entfallen. Würde die Stadtbahn durch XXL-Busse ersetzt mit schneller Taktfolge, eigener Fahrspur und Vorrangschaltung der Ampeln, ließen sich die Basiskosten für die Installation eines ganz neuen Verkehrsmittels vermeiden. Hinzu käme, dass zwar Busse bei Unfällen oder Staus flexibel wären, nicht aber schienengebundene Fahrzeuge. Dort also sollte der Senat die Schere ansetzen und nicht bei der Kultur.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Einmischen

"Bundesbank: Provokateur Sarrazin muss Macht abgeben", Hamburger Abendblatt, 14. Oktober

Unsere Gesellschaft braucht mehr Querdenker und Aufrüttler, die gegen den Strich bürsten und ihre Finger in die Wunden von verdrängten und gefährlichen Fehlentwicklungen legen. Sonst verfestigen sich Zustände und Strukturen, die unserem Gemeinwesen nicht guttun. Natürlich besteht dann immer die Gefahr, dass jemand, wie im aktuellen Fall, über das Ziel hinaus schießt und einigen dabei sogar wehtut. Dies geschieht ja im Allgemeinen bei vielen aktiven Menschen, dass ihnen auch mal Fehler unterlaufen - ganz im Gegensatz zu denjenigen, die gar nichts tun oder sich nie einmischen. Viel gefährlicher wäre es, das Thema "Folgen fehlgeleiteter Integration" den extremistischen Rechten zu überlassen. Überbringer schlechter Nachrichten, besonders wenn viel Wahres darin enthalten ist, sind schon im Altertum schwer bestraft worden; daran hat sich offensichtlich bis heute nicht viel geändert.

Horst Mahl, per E-Mail

Der Nutzen

"Die Stadtbahn hat freie Fahrt", Hamburger Abendblatt, 15. Oktober

Von einer freien Fahrt kann bei der Wiedereinführung der Straßenbahn als moderne Stadtbahn nicht die Rede sein. Das neue alte Verkehrsmittel wird viel zu langsam vorangebracht. Der Nutzen wird sich erst dann zeigen, wenn ein Netz aus mehreren Linien einige der gröbsten Unzulänglichkeiten des Hamburger Nahverkehrs beseitigt. Traurigstes Beispiel dafür ist die Metrobuslinie 5, die trotz der überlangen XXL-Busse ihre Kapazitätsgrenze erreicht hat. Die Finanzierung eines Stadtbahnnetzes für Hamburg kann nur politisch entschieden werden und muss notwendigerweise zulasten des Straßenverkehrs gehen.

Dr. Jürgen Krohn, per E-Mail

Sensation?

Leonardo da Vinci: "Der Fingerabdruck eines Genies", Hamburger Abendblatt, 15. Oktober

Was soll man von einer Kunstwissenschaft und -kritik halten, wenn ein bis dato als "relativ belangloses Bild eines unbedeutenden deutschen Malers des 19. Jahrhunderts" eingestuftes Gemälde nach Entdeckung einer mutmaßlichen Urheberschaft durch da Vinci zur Sensation wird. Die Antwort ist einfach: nichts! Die "Sensation" ist doch höchstens, dass auch ein Genie wie da Vinci Mittelmäßiges geschaffen hat. Oder waren - fast - alle bislang so ignorant, dass sie die hervorragenden Qualitäten des nun zum Meisterwerk erkorenen Bildes nicht erkannten?

Prof. Rainer Winkler, Schleswig

Diese Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten.

An das Hamburger Abendblatt, Brieffach 2110, 20350 Hamburg, E-Mail: briefe@abendblatt.de