Vanessa Seifert fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Hafenkenner Philipp Killat.

Sein Lieblings-Aufputschmittel: Kaffee. Dosis: Sechs Pötte pro Tag. "Mit viel Milch und ein wenig Zucker", sagt Philipp Killat und rückt seine Baseball-Kappe zurecht, die irgendwann einmal tief dunkelblau gewesen sein muss. Bevor sie täglich mit den natürlichen Bleichmitteln in Berührung kam, mit Wind und Wetter im Hafen.

Denn Philipp Killat arbeitet auf der MS "Hamburg", einem Schiff der Reederei Rainer Abicht. "Bin an Bord das Mädchen für alles", sagt der 38-Jährige. Er putze die Fenster, erkläre den Touristen durchs Mikrofon die vorbeischippernden Containerschiffe und die HafenCity und verkaufe Fahrkarten. Viel zu tun hat der zweifache Familienvater, insbesondere an einem derart sonnigen Tag in den Herbstferien. "Ist für das Geschäft perfekt, insgesamt 1500 Gäste sind an so einem Tag drin", sagt der gebürtige Berliner mit einem Zungenschlag, der vermuten lässt, wo er auf die Welt gekommen ist.

Seit 1990 lebt er in Winsen, mittlerweile mit Frau und den Kindern Mariella (5) und Filippo (3). Wenn er nachmittags von Bord gegangen und zu Hause angekommen ist, dann übernehmen die Kinder das Ruder. Das Spiel der Fußball-Nationalelf gegen Finnland hätte er sich ganz gern im Fernsehen angeschaut, sagt Philipp Killat. "Bloß ging das ja schon um 18 Uhr los. Da wollten die Kleinen mit mir spielen."

Überhaupt komme er nicht oft zum Fernsehen oder Lesen. "Dafür habe ich mein Handy immer dabei", sagt der bärtige Mann und deutet auf die Tasche seiner Daunenweste. "Damit kann ich ins Internet, dort lese ich, was sich in der Politik oder in Sachen Schweinegrippe tut."

Für Abicht arbeitet er, der früher mal bei der Marine war, seit zwei Jahren. "Das Beste ist, dass ich so viele Menschen treffe." Wie den Herren aus dem kanadischen Winnipeg, der von Killats Geschichten so begeistert war, dass er ihm einen Winnipeg-Anstecker schenkte. Den trägt Philipp Killat jetzt ganz stolz. Auf seiner hellblauen Kappe.