Vera Altrock fragt spontan Menschen, was sie gerade bewegt, lädt sie auf einen Kaffee ein und lässt sie erzählen. Heute: Orthwien Heuer

Hamburg. Eine Holzbank mit Alsterblick. Orthwien Heuer trinkt seinen Milchkaffee im Pappbecher vor dem Coffeeshop am Neuen Jungfernstieg und freut sich - im Sitzen - über diesen "herrlichen Herbsttag" - der Himmel ist grau, aber immerhin regnet es nicht.

Wenn da nur nicht die Steuernachzahlung wäre, die ihm im Hinterkopf herumspukt. "Ich bin Hausverwalter meiner eigenen Wohnungen, besorge die Buchhaltung und Betriebskostenabrechung, also eigentlich alles, was anfällt. Und jetzt muss ich mich um die Steuer kümmern."

Es lohne sich jedenfalls, auf ältere, erfahrene Leute zu setzen, sagt der 64-Jährige. Auch im Arbeitsleben. "Der Jugendwahn, der oft betrieben wird, nervt mich. Warum wird man mit 70 Jahren schon so oft abgeschrieben?"

Was es bedeutet, in Würde zu altern, erfährt er jeden Tag aufs Neue: "Ich betreue meine 93 Jahre alte Mutter, die bei mir nebenan in Buchholz wohnt." Auf den Abend freue er sich besonders: "Dann gibt es zum ersten Mal Grünkohl, zwar nicht frisch, aber trotzdem lecker."