Lernstarke Schüler

Kommentar "Letzte Entscheidung durch das Volk", Hamburger Abendblatt, 7. Oktober

Niemand müsse sich vor sechs Jahren des gemeinsamen Lernens fürchten, befindet Ihr Kommentator. Das trifft nicht ganz zu. Er vergisst die große Gruppe lernstarker und lernbereiter Schüler, die seit Jahren zunehmend wegen immer größerer Lernschwächen vieler ausgebremst werden und nach vier Jahren Grundschule aufatmen, wenn sie endlich auf das Gymnasium kommen. Es geht nicht um Chancengleichheit, denn diese gibt es nicht, sondern darum, dass möglichst jedes Kind seinen Möglichkeiten entsprechend optimal gefördert wird, also auch das lernstarke.

Mark Gudow, per E-Mail

Erfahrungen

"Bürgerschaft sagt Ja zur Schulreform - SPD ist zerstritten", Abendblatt, 8. Oktober

Als der Bürgerblock die SPD 1954 in der Regierung Hamburgs ablöste, wurde die sechsjährige Grundschule sofort auf vier Jahre verkürzt. Für mich kam diese Reform ein Jahr zu spät, sodass ich die Grundschule noch sechs Jahre besuchte. Freunde des nächsten Jahrgangs konnten bereits nach vier Jahren zum Gymnasium wechseln. Ich verstehe daher sehr gut, dass CDU-Abgeordnete gegen diese Reform sind, während die SPD-Abgeordneten eigentlich dafür sein müssten. Dass sie dann aber gegen ihre Überzeugung jeweils "andersherum" stimmen (mit Ausnahme von Petersen), ist reif für das Theater.

Dierk Kallies, per E-Mail

Entsetzt

Als betroffener Vater von zwei Jungen bin ich entsetzt über Struktur und Gestaltung dieser Reform. Durch die Stadtteilschulen-Reform, bei der Gesamtschulen, Haupt- und Realschulen zusammengelegt werden, hat bereits jedes Kind die Möglichkeit, nicht nur das Gymnasium, sondern auch die Stadtteilschule mit dem Abitur zu verlassen. So entscheidet sich erst in der 10. Klasse, ob man danach die Schule verlässt oder bis zum Abitur zur Schule geht, und nicht schon nach der 4. Klasse. Schlimm ist bei dieser überstürzten Einführung der Primarschule, dass die Gelder für den Bildungsetat hauptsächlich nicht für die Aufstockung des Lehrpersonals, sondern erst mal für den Umbau der Schulen und für Fahrgeld an Lehrer ausgegeben werden müssen. Außerdem wird viel Arbeitszeit der Lehrer nicht in der Weiterbildung, sondern in Konferenzen zur Organisation dieser Hauruckreform verbraucht. Wo bleibt die Chancengleichheit zu den Schülern anderer Bundesländer, wenn dort pragmatisch gedacht wird und das Geld in Lehrerstellen und Lehrerfortbildung gesteckt wird und hier in Hamburg in Beton und Benzin.

Ludger Gerdes, Hamburg

Überforderung

",Schweinsgalopp': Kritik an Reformtempo", Hamburger Abendblatt, 7. Oktober

Es ist schön, wenn die Schulreform kräftig vorangeht, aber: Die Schüler, die jetzt das Abitur nach zwölf Jahren in der Profiloberstufe managen sollen, sind verzweifelt. Nicht nur, da sie meist erst 15.10 Uhr oder 17 Uhr Schluss haben, sie müssen außerdem zu Hause noch ein enormes Arbeitspensum bewältigen, was in Einzelfällen sogar dazu führt, dass sie sich krankmelden, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Freizeit und Hobbys werden gewaltig reduziert. Wir finden, man sollte diese extreme Überforderung nicht ignorieren.

Beatrice Sander-Karzek, per E-Mail

Einblick

Der "Schweinsgalopp", mit dem die Schulreform durchgepeitscht werden soll, lässt tief blicken in das Demokratieverständnis der Grünen, die immer so gerne das Wort Basisdemokratie auf ihren Lippen haben. Dazu passen auch die im Vorfeld erteilten Maulkörbe, Denkverbote etc.

Jürgen Jeschke, Norderstedt

Unterstützen

Kommentar "Hamburger Hauruckverfahren", Hamburger Abendblatt, 6. Oktober

Vielen Dank an den Autor für seinen Kommentar zum Durchpeitschen der Schulreform. Das Demokratieverständnis dieser Koalition, vor allem der GAL, denn auf deren Drängen wird ja wohl dieser Druck auf die Bürgerschaft ausgeübt, zeigt sich in seiner schlimmsten Form. Und unser Erster Bürgermeister sieht tatenlos zu, wie sich Frau Goetsch daranmacht, sich ein schulpolitisches (Un-)Denkmal zu setzen. Alles sehr, sehr gute Gründe, das Volksbegehren zu unterstützen. Trotz alledem!

Bernd Guth, per E-Mail

Diese Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Wir müssen uns sinnwahrende Kürzungen vorbehalten.