Das Londoner Musical “Sister Act“ - nach dem Kinohit mit Whoopi Goldberg - soll stattdessen Hamburg erobern.

Hamburg. Im TUI-Operettenhaus ist es längst ein offenes Geheimnis. Und auch wenn erst vor drei Wochen der 75. Geburtstag der Schlagerlegende Udo Jürgens und sein vor zwei Jahren dort uraufgeführtes Musical "Ich war noch niemals in New York" mit einer großen TV-Gala gefeiert wurde: Das inzwischen von mehr als einer Million Zuschauern bejubelte Stück wird Hamburg verlassen. Wie das Hamburger Abendblatt exklusiv erfuhr, soll bereits im September nächsten Jahres am Spielbudenplatz Schluss sein mit Hits von Udo Jürgens wie "Aber bitte mit Sahne", "Mit 66 Jahren" und "Ein ehrenwertes Haus". Im Ensemble des Musicaltheaters wird vom 26. September 2010 als letztem offiziellen Spieltag gesprochen.

Das Musical soll dann im Spätherbst 2010 als Lizensproduktion in Wien weiterlaufen. Eine zweite Version des Originals aus Hamburg ist für Stuttgart im Gespräch, wo die Stage Entertainment zwei Musicaltheater betreibt - dort wird es im kommenden Jahr mehrere Stückewechsel geben. Erste Auditions, also Vortanzproben, für die Wiener Aufführung laufen bereits seit einigen Wochen in Hamburg. "Mitte Oktober werden wir eine Pressekonferenz abhalten und sagen, in welchem unserer beiden Theater, dem Ronnacher- oder Raimund-Theater, wir das Stück spielen werden. Wir befinden uns in finalen Lizenzverhandlungen", bestätigte eine Sprecherin der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) dem Abendblatt. Über einen Premierentermin wollte sie keine Auskunft geben.

Für das Musicalunternehmen Stage Entertainment, das in Hamburg weitere drei Theater betreibt (Neue Flora mit "Tarzan", Theater im Hafen mit "König der Löwen" und Kehrwieder Theater mit kleineren Stücken und Varieté) ist es als Erfolg zu werten: Wäre es doch die erste eigene deutsche Produktion, die damit den Weg ins Ausland antritt und somit auch als Lizenzgeber für volle Kassen bei der Stage Entertainment sorgen wird. Auch Japan ist interessiert an Udo Jürgens' Stück mit den schmissigen Melodien.

Das sagen Prominente über Udo Jürgens

Als Folgeproduktion im Operettenhaus ist jetzt das erst im Mai erfolgreich im Londoner Palladium gestartete Musical "Sister Act" nach dem gleichnamigen Kinofilm mit Whoopi Goldberg im Gespräch. Das schrille Musikstück um Discodiva Deloris, die sich als Mordzeugin aus Angst in einem Nonnenkloster versteckt, ist ebenfalls eine Stage-Entertainment-Produktion und könnte in nur einem Jahr schnell als zweite Version für Hamburg auf die Bühne gebracht werden. Zu diesen Plänen habe es in den vergangenen Monaten immer wieder konkrete Gespräche gegeben, erfuhr das Abendblatt aus London und von Branchenkennern.

Auf der Homepage der Stage Entertainment wird schon länger für die Entstehung weiterer Musicals geworben. Darunter neben "Sister Act" auch für "Die unendliche Geschichte" und das Helden-Epos "Zorro". Diese Stücke stecken aber noch in der Entwicklungsphase.

Für eine Premiere von "Sister Act" im Hamburger Operettenhaus, das 1400 Plätze bietet, spricht außerdem eine ähnliche Bühnengröße wie im Londoner Palladium, das 2200 Plätze hat. Ohnehin ist es im internationalen Musicalgeschäft üblich, dass die Produktionen nach einiger Zeit ihren Spielort wechseln, um anderen Stücken Platz für neue Besucher zu machen (siehe nebenstehenden Kasten).

Stephan Jaekel, Sprecher der Stage Entertainment: "Es gibt in der Tat viele Ideen um Udo Jürgens' Musical - und "Sister Act" soll auf jeden Fall nach Deutschland kommen. Dazu und zu weiteren neuen Produktionen hat es auch Gespräche gegeben. Wir stecken jetzt mitten in der zukünftigen Spielplangestaltung."