Zur Schuld bekennen

Berichterstattung im Abendblatt über den "Fall Roman Polanski"

Polanski hat vor langer Zeit das wohl Schlimmste getan, was ein Erwachsener einer Jugendlichen antun kann. Danach hat er sich vor der Verantwortung gedrückt. Wenn er Mumm hätte, würde er in die USA fahren, sich zu seiner Schuld bekennen und mithilfe eines guten Anwalts versuchen, ein mildes Urteil zu erhalten.

H. Dreesen, per E-Mail

Betroffen

Ich bin zutiefst betroffen. Ist das Willkür einer Richterin? Oder kann sie aufgrund der Gesetze (in der Schweiz) nicht anders? Unsagbares Unrecht geschieht täglich. Aber was passiert? Da setzen sich Politiker und Prominente für einen Angeklagten ein, der geständig ist. Der sich 30 Jahre lang (fast) weltweit prominent bewegen kann. Diese Zustände im Rechtssystem sind zunehmend unerträglich. Wo bleiben Moral und Ethik?

Christoph Gernhardt, per E-Mail

Undurchsichtig

Der Fall wird doch immer undurchsichtiger, je mehr ans Tageslicht kommt. Polanski hat seine Teenager-Vergewaltigung gestanden, sich aber der Strafe entzogen. So weit, so mies. Er hat dem Opfer später offenbar eine hohe Entschädigung angeboten, danach hat sich die Frau dafür eingesetzt, dass der Regisseur nicht mehr belangt wird. Das wirft auch ein ebenso merkwürdiges Licht auf ihr Rechtsverständnis wie auf das der vielen Filmschaffenden, die ihn unterstützen. Die Schweiz lädt den französischen Staatsbürger erst zu einer Ehrung ein und stellt ihm dann eine Falle, obwohl er sich seit Jahren unbehelligt im Land bewegt und die Tat nach Schweizer Recht sogar schon verjährt ist. Auch nicht gerade nobel. Polanski scheint mittlerweile Täter und Opfer zugleich zu sein. Und viele, die mit diesem Fall beschäftigt sind, haben sich nicht mit Ruhm bekleckert.

Kerstin Ludwig, per E-Mail

Verantwortung

Es ist schon erstaunlich, wie sich die Künstler beklagen, dass bei Polanski der Vorwurf der Vergewaltigung aufgeklärt werden soll. Hat sich dieser nicht seiner Verantwortung entzogen?

Ralf Nebel, per E-Mail

Vorbildfunktion

Es ist ein Unding, wie sich Politiker und Künstler öffentlich für einen Mann wie Polanski einsetzen, dessen menschliche Größe nicht ausreicht, sich seiner Taten zu stellen, und der es vorzieht, sich den Konsequenzen zu entziehen. Prominente haben eine Vorbildfunktion, gerade deshalb wird ihr Handeln auch besonders beobachtet, es unterliegt vermeintlich höheren moralischen und rechtlichen Ansprüchen. Kein Prominentenstatus dieser Welt erlaubt es, Recht zu übertreten oder individuell für sich auszulegen. Die Message einer etwaigen Nicht-Verurteilung bzw. Nicht-Auslieferung wäre eine Bagatellisierung seiner Tat.

Helena Winterfeld, per E-Mail

Verwunderlich

In Rechtsstaaten müssen Gesetze und Justiz, unabhängig von Bekanntheitsgrad, Beruf oder Reichtum eines Angeklagten, für alle angewendet werden. Bei einem strafrechtlichen Sittenfall können auch für Regisseure, Schauspieler, Autoren oder andere Prominente keine anderen Gesetze gelten. Insofern ist es verwunderlich, dass Polanski nicht bereits früher an die USA ausgeliefert worden ist.

Eleonore u. Klaus Hellberg, Hamburg

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