Kurzsichtig

"Der blinde Fleck", Hamburger Abendblatt, 2./3./4. Oktober

Hier ist sie wieder, die Zweiklassenmedizin. Welcher Geringverdiener gibt schon 20 bis 40 Euro für eine Untersuchung der Augen aus, wenn er sich kaum eine Brille leisten kann? Warum wird so eine wichtige und kleine Untersuchung nicht von den Kassen bezahlt? Es ist doch billiger, einigen Tausend Patienten ein paar Augentropfen zu geben, als später die Blinden zu betreuen. Was für eine kurzsichtige Vorgehensweise in unserem Gesundheitssystem!

Elfi Stoeb, per E-Mail

Erst nachdenken

"Hinter den Kulissen brodelt es", Hamburger Abendblatt, 2./3./4. Oktober

Lernt die SPD eigentlich etwas aus ihrer größten Wahlniederlage seit der Weimarer Republik? Ich bin ehemalige SPD-Wählerin und am Sonntag zu Hause geblieben, weil ich mich von der Partei, aber auch von anderen Parteien nicht mehr richtig vertreten fühle. Die SPD sollte die Chance nutzen, darüber nachzudenken und inhaltlich zu diskutieren. Der Veränderungsbedarf ist riesig. Stattdessen werden ohne große Diskussion sowohl auf Bundesebene als auch in Hamburg sofort von kleinen Zirkeln Personalentscheidungen getroffen. Das falsche Signal: Denn in dieser katastrophalen Situation hätte sich die SPD erst mal Zeit nehmen müssen, über eine Neuausrichtung nachzudenken. Schade.

Anna Stender, per E-Mail

Kopfschütteln

Die SPD hat über eine Million Wähler an die Linkspartei verloren. Das hängt auch mit der Agenda-2010-Politik, Hartz IV und der Rente mit 67 zusammen. Als Antwort wird in Hamburg Olaf Scholz, der einer der Agenda-2010-Vertreter ist, als Parteichef eingesetzt. Das löst bei mir nur noch Kopfschütteln aus. Genossen, wacht endlich auf!

Hariolf Franke, Norderstedt

Kurzfristig verhallt

"HVV will besseren Service für Behinderte", Abendblatt, 2./3./4. Oktober

Für Behinderte ist es zum Teil sehr schwierig, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen. So gibt es zum Beispiel auf Strecke der U 1 zwischen den Stationen Garstedt und Langenhorner Markt weder Rolltreppen noch Fahrstühle. Auch der Bahnhof Ochsenzoll ist Umsteigebahnhof für diverse Buslinien, auch hier haben Behinderte Probleme, denn viele steigen hier um. Dazu ist das Krankenhaus ganz in der Nähe. Es gab in diesem Jahr einige Proteste von Behinderten, die aber kurzfristig verhallten.

B. Grimm, per E-Mail

Nachts ist Schluss

"Zug um Zug mehr Komfort", Hamburger Abendblatt, 1. Oktober

Was nützt die schönste S-Bahn, wenn sie nicht zuverlässig und pünktlich fährt? Regelmäßig muss man in Blankenese umsteigen und zehn Minuten auf den nächsten Zug in Richtung Westen warten. Drei Züge je Stunde auf einer eingleisigen Strecke waren zu Großmutters Zeiten hinnehmbar, in der schnelllebigen Zeit von heute ist der Zustand anachronistisch. Bevor ich 20 Minuten auf einen Zug warte, um drei Stationen zu fahren, nehme ich doch gleich das Auto. Am Wochenende landet die Jugend auch auf dem Abstellgleis. In Blankenese ist nachts Schluss. So wird die Bahn keine zusätzlichen Kunden im Hamburger Westen gewinnen. Der Fahrplan der Busse ist keine Alternative, denn die reibungslosen Anschlüsse sind reine Theorie. Dass es auch anders geht, zeigt die Strecke nach Stade.

Edgar Mangelsdorff, Rissen

Chance vertan

"Überraschung in Erfurt: Jetzt doch Schwarz-Rot", Hamburger Abendblatt, 2./3./4. Oktober

Die SPD hätte in Thüringen die Chance gehabt, die Zeichen der Zeit zu erkennen, einen Machtwechsel herbeizuführen und zu zeigen, dass andere Bündnisse möglich sind. Eine Große Koalition war sicher nicht der Wunsch der Wählermehrheit. Wenn aber Ministerposten schon verteilt waren, als zum Schein noch Sondierungsgespräche über andere Koalitionen geführt wurden, hat die thüringische SPD nicht nur eine Chance vertan, sondern möglicherweise politischen Selbstmord begangen. Aber was kümmert das diejenigen, die Posten und Altersversorgung ergattert haben?

Michael Wolff, Hamburg

Diese Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten.

An das Hamburger Abendblatt, Brieffach 2110, 20350 Hamburg, E-Mail: briefe@abendblatt.de