Die S-Bahn Hamburg will 112 Züge modernisieren - die Kosten liegen bei 130 Millionen. Bis Herbst 2010 wird nun ein Prototyp entwickelt.

Die S-Bahn Hamburg startet eine große Komfortoffensive, um noch mehr Kunden zum Umstieg vom Auto auf die Bahn zu bewegen: So ist die umfassende Modernisierung von 112 S-Bahnzügen der Baureihe 474 geplant. Damit sind Investitionen von mehr als 130 Millionen Euro verbunden. Das sagte S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke (49) auf Abendblatt-Anfrage: "Neben guten Fahrplanangeboten, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ist der Komfort in unseren Zügen ein wichtiges Argument dafür, um noch mehr Kunden für die S-Bahn zu gewinnen."

Zunächst wird nun für rund vier Millionen Euro ein Prototyp "474 Plus" entwickelt , der im Herbst kommenden Jahres auf der Fachmesse Innotrans in Berlin präsentiert werden soll: "Wir wollen den Fahrgästen die Fahrt in der S-Bahn noch bequemer und unterhaltsamer machen", sagt Arnecke.

Der 474 Plus soll eine Klimaanlage erhalten, außerdem soll der Durchgang durch den gesamten Zug mit drei Wagen möglich sein. Die Züge sollen eine anspruchsvolle Innenraumgestaltung erhalten und zudem ein modernes Fahrgastinformationssystem. Dazu gehören auch Bildschirme, auf denen das Fahrgastfernsehen präsentiert wird. Für Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühle soll durch ein neues Mehrzweckraumkonzept zusätzlicher Platz geschaffen werden.

Nach der Vorstellung auf der Messe Innotrans wird die S-Bahn Hamburg dann eine Zulassung für den Prototyp beim Eisenbahnbundesamt (EBA) beantragen. "Es wird etwa ein Jahr dauern, bis die Zulassung erteilt wird. Danach könnten wir dann mit der Modernisierung der 112 S-Bahnzüge starten", sagt Arnecke. Es sei realistisch, dass die ersten Züge Mitte 2012 zum 474 Plus umgestaltet werden können", so Arnecke weiter. Die könnten dann noch im gleichen Jahr im Hamburger Streckennetz eingesetzt werden. Die Modernisierung würde pro Zug etwa 1,2 Millionen Euro kosten: "Wir müssten mit den Ländern Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein natürlich noch über die Finanzierung dieses Vorhabens sprechen", sagt Arnecke. Doch eine erste Komfortverbesserung wird es schon in den nächsten Wochen geben: Dann werden nach und nach 112 S-Bahnzüge der Baureihe 474 mit neuen Sitzpolstern in karo-blauem Design, die es auch in den Regional-Erpressen gibt, ausgestattet. Die S-Bahn investiert hierfür rund 2,2 Millionen Euro: "Der Sitzkomfort wird durch eine spezielle Polsterung deutlich verbessert", sagt Arnecke.

Das Polster ist auch so entwickelt worden, dass es besonders resistent gegen Vandalismus ist. Die mutwillige Beschädigung von Zügen und Stationen ist immer noch ein großes Problem: Allein im vergangenen Jahr zählte die S-Bahn rund 1300 Fälle von Vandalismus und Graffiti. Es entstand ein Schaden von rund 1,45 Millionen Euro: "Weil inzwischen alle unsere Züge und die Stationen durch Kameras überwacht werden, ist zumindest kein weiterer Anstieg zu erkennen", sagt Arnecke.

Auch die Hochbahn kennt die Problematik. Durch Graffiti und Vandalismus in U-Bahnen, Bussen und an Haltestellen entstand im vergangenen Jahr ein Schaden von 2,7 Millionen Euro: "Das ist sehr ärgerlich, aber immerhin sind 2008 die Kosten für die Schadensbeseitigung um rund 100 000 Euro zurückgegangen", sagt Sprecher Christoph Kreienbaum.