Ebenso wie die Harry-Potter-Autorin schrieb die Hamburgerin ihre ersten Bücher im Café.

Hamburg. Manchmal hat sie geweint, sagt sie. So aufwühlend waren die Gefühle beim Schreiben ihres neuen Romans "Lucian". Drei Jahre lang, am Ende Tag und Nacht, hat die Kinder- und Jugendbuchautorin Isabel Abedi aus Eimsbüttel an der Liebesgeschichte um Rebecca und Lucian gefeilt.

Auch sonst ist sie gerade vom Erfolg verwöhnt: Ihre "Hier kommt Lola"-Bücher werden in Hamburg verfilmt - mit Stars wie Julia Jentsch, Axel Prahl und Nora Tschirner. Eine gute Gelegenheit, um mit der Bestsellerautorin bei einer Tasse Tee in ihrem Lieblingscafé Mathilde an der Bogenstraße zu plaudern.

Hier, auf dem etwas abgewetzten, gepolsterten Stuhl am Fenster, hat die 42-Jährige mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern angefangen. Mit dem Laptop ging Isabel Abedi zwei Jahre lang zum Schreiben ins Café - ebenso wie die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling, die große Teile des ersten Romans im Nicholson's Café in Edinburgh schrieb. Inzwischen hat Abedi ihr eigenes Büro an der Bogenstraße. "Ich muss mein Haus verlassen, um zu schreiben, was vielleicht ein Versuch ist, das Schreiben zumindest von meinem Zuhause zu trennen." Die räumliche Trennung von Ehemann Eduardo und Tochter Sofia (14) sei nötig. Denn: "Wenn ich eine Idee für mein Buch habe, ist es, als ob der Blitz einschlägt, wie eine Sternschnuppe, die zu mir kommt." Freunde und Familie, zu der auch ihre Stieftochter (22) gehört, wissen dann schon: "Jetzt muss alles raus, und ich bin nicht ansprechbar."

Autorin ist sie geworden, weil ihre Tochter abends nicht einschlafen konnte. "Ich musste viel vorlesen und mir Geschichten ausdenken." Kein Wunder also, dass Abedis Helden und Protagonisten alle schlaflos sind. Bevor sie Bücher schrieb, war sie 13 Jahre lang Texterin in der Werbebranche. "Irgendwann war ich unglücklich im Job und wollte Bücher schreiben", sagt sie. "Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, dass daraus was wird."

Genau wie Abedis Traum das Schreiben war, handeln auch ihre Bücher von der Kraft der Wünsche: "Es ist doch ein schöner Gedanke, dass man in der Fantasie alles sein kann und dass, wenn man sich etwas wünscht, es im Kleinen wahr werden kann."

Wenn Isabel Abedi von Kindheit und Jugend erzählt, ist sie in ihrem Element. Die Frau mit den braunen Augen ist lebhaft. Ihr Redefluss erfrischend. Ein Energiebündel. Kindheit findet sie faszinierend. "Es ist immer die Zeit des ersten Mals", sagt sie. "Die erste Schokolade, die erste beste Freundin, der erste Kuss, die erste Enttäuschung." Beim Schreiben werden diese ersten Male neu belebt und erlebt.

Mehr als 30 Bilder-, Kinder- und Jugendbücher hat Abedi verfasst. Ihre berühmteste Figur ist Lola, ein Mädchen (10) aus Eimsbüttel, das in die Schule an der Isebek ("Ziegenschule") geht. Fans haben sogar schon die Tür von Abedis Wohnung belagert: "Eine Mutter ist mit ihrer Tochter extra aus Stuttgart gekommen und hat bei uns geklingelt. Es gibt Eltern, die ihren Kindern eine Hamburg-Lola-Reise schenken."

Lolas Vater ist Brasilianer, ihre Mutter Deutsche. Genau wie bei Abedis Tochter Sofia. Und wenn Abedi von ihrem Mann, dem Musiker, spricht, scheint sie auch nach 20 Jahren wie frisch verliebt: "Ich wollte damals brasilianische Tänze lernen und habe mich in meinen Tanzlehrer verliebt." Dennoch sagt sie: "Die Charaktere sind frei erfunden."

Und immer wieder dient Hamburg als Schauplatz. "Es ist für mich die schönste deutsche Stadt", sagt Abedi, die in Düsseldorf groß wurde. Ein Jahr lang war sie als Au-pair in Los Angeles. Deswegen schrieb sie "Lucian" teilweise in einer Strandvilla am Venice Beach. Kalifornien statt Bogenstraße. Das hat was.