Autofahrer fluchen: Muss der Johannes-Brahms-Platz ausgerechnet zur Hauptverkehrszeit gesperrt werden?

Hamburg. Auf dem Weg zur Arbeit brauchten Hamburgs Autofahrer starke Nerven: Kilometerlang staute sich der Verkehr gestern im Bereich der Innenstadt - gegen 9 Uhr standen die Autos bis zur Kieler Straße. Schuld war die Baustelle am Johannes-Brahms-Platz. Weil die Straßendecke neu asphaltiert wurde, war die Kreuzung inklusive Sievekingplatz komplett gesperrt. Ausgerechnet an einem Montagmorgen.

"Wir haben die viertägige Vollsperrung extra über ein Wochenende geplant", sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde. "Zudem waren die Bauarbeiten angekündigt und Umleitungen ausgeschildert." Dennoch steckten Tausende Autofahrer unvorbereitet fest. Weil sie auf ihrem Weg keine Hinweisschilder entdecken konnten - oder weil sie dann bereits mitten im Stau standen.

"Ich weiß gar nicht mehr, wo ich langfahren soll", sagte Nicola Hemmingson (54), die auf der Glacischaussee stand. "Warum regelt die Polizei in solchen Fällen nicht den Verkehr? Das hier ist eine Katastrophe." Ähnlich empfand es Ina Hennings (34), die zum Arbeiten ins Tropeninstitut an der Bernhard-Nocht-Straße musste. "Ich kenne das hier ja schon - aber so schlimm wie heute war es noch nie", sagte die 34-Jährige. 20 Minuten benötigt sie eigentlich für die Strecke, gestern war es fast eine Stunde. Und das Gleiche noch einmal nach Feierabend. Lutz Lewerenz (44), der von Blankenese nach Barmbek fahren wollte, nahm es zwar gelassen - hatte aber kein Verständnis: "Ich verstehe nicht, warum man in der Hauptverkehrszeit Hauptstraßen sperrt." Schließlich passieren den Platz 30 000 Fahrzeuge am Tag.

Besonders unglücklich: Zeitgleich war auch auf der Hoheluftbrücke eine der zwei Fahrstreifen stadtauswärts gesperrt. "Dort müssen wir bis Ende November/Anfang Dezember fertig werden, deshalb ließ sich das leider nicht verhindern", sagt Krstanoski. Bis dahin werde noch an zwei Wochenenden jeweils eine der vier Spuren auf der Hoheluftbrücke zum Asphaltieren gesperrt werden müssen. Wann genau das sein wird, stehe jedoch noch nicht fest.

Auch aus Sicht des ADAC lassen sich Staus bei derartigen Bauarbeiten nicht vermeiden. "Einen solchen Knotenpunkt weiträumig auszuschildern ist gar nicht möglich", sagt Sprecher Andreas Schmitting. "Wir fordern aber, große Baumaßnahmen schon zwei Wochen vorher anzukündigen."

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Seit gestern Abend ist die Vollsperrung des Johannes-Brahms-Platzes aufgehoben. Nur die zwei Linksabbiegerspuren in den Dragonerstall sowie von der Kaiser-Wilhelm-Straße in den Holstenwall bleiben noch eine Woche dicht. Von da an werden nur noch vereinzelt Fahrbahnstreifen für Arbeiten gesperrt, jedoch außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Am 6. November soll der für insgesamt 5,4 Millionen Euro erneuerte Platz fertig sein. Und das Beste: Die neue Fahrbahn soll mindestens 20 Jahre halten.