Auch die Stadtteile Allermöhe, Curslack und Volksdorf gewinnen Einwohner. Billbrook verliert gut die Hälfte.

Hamburg. Die Nachmittagssonne spiegelt sich im Ernst-August-Kanal. Auf einem Steg am Biergarten Zum Anleger am Vogelhüttendeich sitzen Stefan Lüthje (23) und seine Schwester Vanessa (16) und lassen die Füße im Wasser baumeln. Auf dem Kanal schwimmen drei Enten, gerade kommt ein Kanu vorbei: "Das ist Idylle pur mitten in Wilhelmsburg", sagt Stefan Lüthje.

Der Soldat ist erst im August in den Stadtteil gezogen und schwärmt: "Ich fühle mich hier wohl. Hätte gar nicht gedacht, dass es hier so schön ist."

So sehen es wohl auch viele andere Menschen, denn Wilhelmsburg gehört laut dem Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Statistikamt Nord) zu den Einwohnergewinnern der Hansestadt. Das Amt wertete jetzt die Melderegisterzahlen für den Zeitraum von Ende 2000 bis Ende 2008 aus. Im Vergleich zu Ende 2000 leben jetzt 3678 mehr Menschen in Wilhelmsburg. Der Stadtteil hat insgesamt 49 803 Einwohner.

Zu den Gewinnern zählt auch Allermöhe mit einem Plus von 2811 Einwohnern und Volksdorf mit 2214. Die höchsten relativen Zuwächse konnten ebenfalls Allermöhe mit 22,4 Prozent und Curslack mit 22,3 Prozent Einwohnerplus verbuchen. Es folgen Sinstorf mit einem Zuwachs von 20 Prozent und Rothenburgsort mit einem Plus von 11,6 Prozent.

In den vergangenen neun Jahren ist auch im gesamten Stadtgebiet die Zahl der Einwohner kontinuierlich gestiegen: So lag laut Melderegister die Einwohnerzahl Ende 2000 bei 1,704 929 Millionen. In den folgenden Jahren zogen immer mehr Menschen nach Hamburg: Ende 2008 waren rund 31 000 Menschen mehr in der Stadt gemeldet als noch Ende 2000. Das entspricht einem Plus von rund 1,8 Prozent. Zurück nach Wilhelmsburg, zurück in den Biergarten Zum Anleger. Gastronom Qazim Dreshaj (55) und seine Familie leben und arbeiten hier seit 2005 mit Blick auf den Kanal: "Ich will hier nicht wieder weg. Ich mag das viele Grün und natürlich die Lage am Wasser", sagt Dreshaj. Dieser Stadtteil habe etwas Liebenswertes, so Dreshaj.

Szenenwechsel: So ruhig wie am Wasser geht es in der Veringstraße nicht zu. Hier im Reiherstiegviertel pulsiert das Leben. In dieser Wohngegend leben auch rund 300 neu zugezogene Studenten in Saga-Wohnungen, die aufgrund eines Förderprogramms besonders günstig angeboten werden. Altbauten, die teilweise aufwendig modernisiert wurden, prägen das Bild. Cafés und Imbisse laden zum Verweilen ein. Viele Einzelhändler bieten hier ihre Waren an.

An der Ecke Veringstraße/Fährstraße steht Isa Bozic. Die 48-jährige Diplom-Sozialpädagogin arbeitet seit Jahren im sozialen Bereich im Stadtteil: "Wilhelmsburg ist bunt. Hier leben viele Nationen nebeneinander. Die Menschen sind hier sehr offen und viele engagieren sich innerhalb des Stadtteils."

Auch Mittes Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) findet lobende Worte: "Dieser Stadtteil ist im Aufwind und liegt uns sehr am Herzen. Sein Potenzial ist lange noch nicht ausgeschöpft."

Auch in den nächsten Jahren erwartet den Stadtteil noch viel: Im Jahr 2013 stehen die Internationale Gartenschau Hamburg (igs) und die Internationale Bauausstellung Hamburg (IBA) an.

Aber nicht in allen Stadtteilen hat sich die Zahl der Einwohner so entwickelt wie in Wilhelmsburg oder auch Harburg (plus 1771 Menschen).

Zu den Verlierern im Zeitraum von 2000 bis 2008 gehört zum Beispiel auch der Stadtteil Bergedorf, hier leben heute 1473 Menschen weniger. In Harvestehude ist ein Minus von 1241 Personen zu verbuchen, in Rotherbaum sind es 1280 weniger.

Relativ gesehen waren die Verluste am höchsten in Billbrook mit minus 51,8 Prozent. Dort leben nun nur noch 1133 Bewohner, im Jahr 2000 wohnten dagegen noch 2350 Menschen in dem Stadtteil.