Die Entwürfe der Hamburger Designerin Graziela Preiser waren lange vergriffen. Bis ihre Tochter eine geniale Idee hatte.

Hamburg. Gut 30 Jahre ist es her, dass Graziela Preiser ihre beliebten Kinderdesigns entwarf: "1, 2, 3", "Äpfel", "Herzen" und "Eisenbahn" zierten Tapeten, Geschirr und Stoffe, verschönerten so manches Kinderzimmer. Vieles davon ist vergriffen und wird bei Ebay von Sammlern zu Höchstpreisen gehandelt. "Ich bekam so oft Anrufe von Leuten, denen eine Schale zu Bruch gegangen war oder die einen bestimmten Musterstoff suchten", erzählt die Designerin. Häufig habe sie dann in ihrem privaten Archiv gekramt und die entsprechenden Teile verschickt. Bis ihre Tochter Nina Nägel (32), ebenfalls erfolgreiche Designerin mit eigenem Studio in London, auf die Idee kam, die preisgekrönte Kultmarke neu aufzulegen.

Unter dem Label byGraziela werden bunte Äpfel, das Abc, Herzen und Co. nach und nach wieder auf den Markt gebracht, neuerdings auch auf Schlafanzügen und Bettwäsche. In der Altbauvilla in Othmarschen liegen überall Stoffmuster verteilt - Studioatmosphäre wie früher. "Die Menschen, die damals Kinder waren, sind heute selbst Eltern und erinnern sich gern an die Designs, die als Tapete das Kinderzimmer schmückten", sagt die Designerin, die sich als "über 70" beziffert. Auf ganz ähnliche Weise ist die Hamburgerin, die mehrere Jahrzehnte für die Zeitschriften "Brigitte" und "Schöner Wohnen" arbeitete, auch auf die Entwürfe gekommen: "Ich bin mit dem Zeichnen groß geworden durch meinen Vater, der auch schon Grafikdesigner war. In meinem Zimmer war eine Tapete, auf der eine Eisenbahn fuhr - und so war mein erstes Motiv, das ich 1971 entwarf, eben eine Eisenbahn."

Als Mengenlehre fasste die Firma "Thomas" damals die Linie mit den stark vereinfachten Symbolbildchen zusammen, mit deren Hilfe Kinder sogar das Zählen lernen konnten, während sie ihre Milch tranken. "Ich wollte immer eine kleine Geschichte erzählen mit meinen Motiven", sagt Graziela Preiser. Eine Geschichte, die Eltern ihren Kindern beim Einschlafen erzählen können - sozusagen von der Wand weg. "Mir war Rosa für Mädchen und Hellblau für Jungs immer zu simpel."

Die Klassiker sind mittlerweile über Deutschland hinaus erfolgreich. So erfolgreich, dass einige Entwürfe im British Design Museum ausgestellt sind und Design-Guru Sir Terence Conran jüngst die neu aufgelegte Kollektion byGraziela bestellte ("Er ist ganz scharf auf die Zwiebelbecher!"). Was natürlich auch auf das Engagement von Nina Nägel zurückzuführen ist (die übrigens ebenso wie ihr Sohn in Graziela-Bettwäsche schlief). Ihr erstes gemeinsames Projekt bringt Mutter und Tochter Spaß.

"Es ist schön, eine Verbindung zu Nina zu haben, die ja die meiste Zeit in England lebt. So haben wir etwas über das Enkelkind hinaus zu reden", sagt Graziela Preiser. Sie arbeitet an Designvorlagen und neuen Mustern, Nina kümmert sich um Reinzeichnung, Marketing und Vertrieb. Derzeit gibt es die Kultmarke vor allem auf Stoff gedruckt. Das Porzellangeschirr wird noch in England hergestellt. Im Moment sucht das Mutter-Tochter-Duo nach Herstellern - damit Graziela-Liebhaber bald wieder alle bunten Tassen im Schrank haben. Die Kultmarke ist bei "Kleine Leute", Mansteinstraße 3, und im Internetshop www.bygraziela.com erhältlich.