Hamburg. "Sie war eine kleine Kämpferin und wollte unbedingt leben", steht ganz oben auf der Homepage "hilfe-fuer-helene". "Neun Monate lang kämpfte sie sich mit eisernem Willen erfolgreich durch die schwere Therapie und hatte es beinahe geschafft." Vergangene Woche starb die kleine Helene aus Winterhude an einer Lungenentzündung. "Sie so zu verlieren ist für uns unbegreiflich."

Das Schicksal des Babys bewegte die Hamburger und löste eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft aus. Drei Wochen nach Helenes Geburt am 15. November 2008 hatten Ärzte bei ihr Blutkrebs festgestellt. Ein Schock für die Eltern und die gesamte Familie. In einer der größten privaten Hilfsaktionen mobilisierte eine Gruppe von Kollegen um Helenes Onkel, Jan-Philip Wilde, die Kampagne "Hilfe für Helene". 6000 Hamburger kamen am 13. Februar zur Typisierungsaktion in die Bucerius Law School, wo Helenes Mutter Marisa als Juniorprofessorin arbeitet.

Trotz der großen Beteiligung standen die Chancen, dass ein passender Spender für das kleine Mädchen gefunden wird, eins zu einer Million. Als an Ostern die gute Nachricht kam, glaubten viele an ein Wunder. Auch die, die Helene bis dahin begleitet und die für sie gehofft hatten. Helenes Eltern waren sprachlos vor Glück und dankten all den lieben Menschen. Nach vielen Operationen und langen Krankenhausaufenthalten durfte die Familie gemeinsam das Fest zu Hause verbringen. "Die sonnigen Ostertage hat sie mit Marisa und Johannes - wie wir alle - genossen. (Ihren ersten Besuch im Zoo hat sie allerdings verschlafen ...)" schrieb die Oma von Helene auf der Website.

Anfang Mai wurde die Stammzell-Transplantation in einem Hamburger Krankenhaus durchgeführt - scheinbar mit Erfolg. Die ersten 35 von 100 Tagen, die als kritisch gelten, hatte das damals sechs Monate alte Baby überstanden, wenn auch mit erheblichen Nebenwirkungen wie häufigem Erbrechen. Die Eltern schrieben auf ihrer Homepage hilfe-fuer-helene: "Trotz allem hat Helene übrigens immer viel gelacht und ihr kleines Leben durchaus genossen. Mama und Papa waren zwar oft am Ende, aber daran haben wir uns längst gewöhnt. Die Knochenmarkpunktionen haben allesamt ergeben, dass keine Leukämie mehr da ist - das ist das Wichtigste!"

Mit jedem Tag, an dem es Helene besser ging, schöpfte die Familie neue Hoffnung. Doch durch den monatelangen Kampf gegen die Krankheit und für ihr Leben war ihr kleiner Körper extrem geschwächt. Wegen einer Lungenentzündung bekam das Baby keine Luft mehr und musste auf die Intensivstation verlegt werden. Aufgrund ihres schlechten Allgemeinzustands, bedingt durch das ständige Erbrechen und die ohnehin geschwächten Abwehrkräfte, war sie nicht mehr in der Lage, eine aufkeimende Blutvergiftung zu bekämpfen. "Wir sind sehr traurig darüber, dass Helene trotz der erfolgreichen Transplantation an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben ist. Wir wünschen der Familie und insbesondere den Eltern viel Kraft", sagte Claudia Rutt, Geschäftsführerin der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS).

In 53 Aktionen in ganz Deutschland ließen sich mehr als 20 000 Menschen registrieren. Daraus gingen bereits fünf Stammzellspender hervor, darunter die Hamburgerin Anne Rojas, "und es werden sich sicherlich noch viele weitere Lebenschancen daraus ergeben", sagte Claudia Rutt. "Damit hat Helene in ihrem kurzen Leben vielen Menschen geholfen." Der letzte Eintrag auf der Homepage für Helene stammt von den Eltern Marisa und Johannes: "Die zehn Monate mit Helene waren die schönste Zeit in unserem Leben. Oft waren wir zu Hause und konnten ein fast normales Familienleben mit unserer kleinen Maus genießen. Trotz Magensonde und Katheter war sie für uns und alle, die sie gut kannten, immer ein normales kleines, ja sogar besonders fröhliches kleines Mädchen. So schwer diese Zeit auch war - wir sind unendlich dankbar, sie erlebt zu haben."