Zwischen 1934 und 1952 dröhnten auf der Strecke zwischen Planetarium und Saarlandstraße regelmäßig die Motoren. Die Zuschauer saßen zum Teil direkt an der Piste.

1934 war es zum ersten Mal vorbei mit der Ruhe im Stadtpark. Es war das Jahr, in dem hier das erste von insgesamt acht Motorrad- und Autorennen ausgetragen wurde. Ein tödlicher Unfall beendete 1952 die erste Ära der "Stadtparkrennen" Für lange Zeit. Nach fast einem halben Jahrhundert Pause dröhnen zwischen Planetarium und Saarlandstraße wieder laute Motoren. Seit 1999 gibt es die Rennen wieder: Als sogenannte Stadtpark-Revivals, Oldtimer-Veranstaltungen mit historischen Rennfahrzeugen, die die Tradition wieder aufleben lassen.

Obwohl es nicht die ersten Autorennen in Hamburg waren (Schon 1904 fand eines in Bahrenfeld statt): Die Stadtparkrennen wurden legendär. Während im ersten Jahr nur Motorräder und Beiwagengespanne fuhren, folgten 1938 und 1939 die nächsten Rennen - auch mit Sportwagen. Die Strecken änderten sich mehrfach, konstant blieben die Passagen um den Rand des Parks vom Südring über die Saarlandstraße, den Nordring (heute Jahnring) und Westring (heute ein Parkplatz). Am Stadtparksee befanden sich Start und Ziel. Dort, wo heute bei gutem Wetter Tausende Hamburger in der Sonne liegen, Sport treiben oder grillen, befanden sich - als der Park noch Rennstrecke war - Parkplätze und Fahrerlager. Auf den langen Geraden von Saarlandstraße und Nordring (Jahnring) erreichten die Fahrer Spitzengeschwindigkeiten von 230 Kilometern pro Stunde, mit einem Rundenschnitt von bis zu 140 km/h galt der Kurs 1939 als schnellster deutscher Kurs nach Hockenheim - obwohl die Piste zum Teil über Kopfsteinpflaster führte. Mehr als 100 000 Zuschauer kamen, um die Rennen zu sehen. Der Krieg unterbrach die noch junge Renntradition bis zum Jahr 1947. Jetzt organisierte der 1946 gegründete Hamburger Motorsport Club die Rennen. Deutsche Fahrer waren von internationalen Rennen ausgeschlossen, in Hamburg hielten sie sich im Training. Und erprobten ihren Erfindungsreichtum: So baute Petermax Müller aus Hannover einen VW Käfer mit Aluminiumteilen von Weltkriegsflugzeugen zu einem Stromlinienwagen um. Andere setzten BMW-Zweiradmotoren in die Kleinstrennwagen Scampolo.

Wie vor dem Krieg kamen regelmäßig massenhaft Zuschauer. Prominente Gäste wie Zarah Leander machten das Rennen zu einem gesellschaftlichen Ereignis. Und es fuhr die Elite der deutschen und internationalen Rennfahrer: Bernd Rosemeyer, Karl Kling, Huschke von Hanstein, Schorsch ("Der Gusseiserne") Meier, der englische Gespannweltmeister Eric Oliver, Ewald Kluge oder Karl Gall.

Im Rahmenprogramm starteten junge Hamburger Fahrer, zum Teil auf umgebauten Straßenmaschinen von NSU, Horex oder DKW. Helme, damals noch Mangelware, bekamen die Jungspunde zuweilen von den sogenannten Lizenzfahrern geliehen. Statt Lederoveralls trugen die mutigen Rennfahrer Wollpullover. Dürftig sah es auch für die Sicherheit der Zuschauer aus. Teilweise standen sie direkt an der Strecke. 1952 kam es dann auch zu einem Unfall, bei dem ein gestürztes Motorradgespann in die Zuschauermenge katapultiert wurde. Zwei Menschen starben. Es war das Ende der Stadtparkrennen.

Uwe Quentmeier erweckte die Tradition wieder zum Leben. Der Barmbeker Jung', 1952 geboren, hatte als Kind im Stadtpark gespielt. Sein Vater erzählte ihm von den Rennen. Und seit sich Quentmeier mit Anfang 30 einen 1960er Jaguar Mark II gekauft hatte, war er mit dem Oldtimer-Virus infiziert. Es war ein mutiger Plan, doch er ging auf. 1999 zum ersten Mal. Mehrfache Weltmeister wie Jim Redman, Phil Read, Dieter Braun, Jan de Vries und Egon Müller oder der Formel-1-Fahrer Hans-Joachim "Strietzel" Stuck gaben - und geben - sich die Ehre. Auf den langen Geraden der Saarlandstraße zeigen die Fahrer, dass die historischen Renner nicht zum Langsamfahren gebaut wurden und in Bewegung allemal reizvoller sind als im Museum. Und auch die Sicherheitsstandards haben sich verbessert. Rund 2000 Strohballen und durchgehende Absperrgitter sichern die 1,7 km lange Strecke heute. Trotzdem bleibt die Rennatmosphäre zum Greifen nahe. Im Fahrerlager können die Autos, Motorräder und Gespanne aus der Nähe betrachtet, die Besitzer ausgefragt werden. Und immer mal wieder rollen laut röhrende Fahrzeuge im Schritttempo mitten durch die flanierenden Besucher zum Start.

Unter den Fahrern der Revivals gibt es auch einige, die sich noch gut an die damaligen Rennen erinnern können. Klaus Schüßler (72) ist einer von ihnen. Von den lauten Motoren bekam der damals Zehnjährige solche Kopfschmerzen, dass er sich in einem Gebüsch ausruhen musste.

Das hinderte ihn aber nicht daran, in den Wochen danach mit Gleichaltrigen auf Fahrrädern und Tretrollern die Rennen nachzuspielen. Jeder der Jungs stellte einen der damaligen Stars dar. Das "Stadtpark Revival 2009" findet an diesem Wochenende statt. Am Start ist unter anderen Hans-Joachim Stuck. Infos: http://www.motorevival.de