In Hamburgs Städtepartnerschaft mit Chicago ist frischer Wind gekommen. Und das hat viel mit US-Präsident Barack Obama zu tun.

Hamburg. In Hamburgs Städtepartnerschaft mit Chicago ist frischer Wind gekommen – und das hat viel mit US-Präsident Barack Obama zu tun. Die 15 Jahre währende Verbindung, die heute mit einem Senatsempfang gefeiert wird, erhält neue Impulse durch das Amerikazentrum, das in den nächsten Wochen in der Hafencity sein neues Gebäude bezieht.

Chicagos laufende Olympiabewerbung für 2016 tut ein Übriges. Amerikas drittgrößte Stadt hat beste Chancen, in einem Monat den Zuschlag für die Sommerspiele zu bekommen. Und der von Präsident Obama ausgelöste Boom grüner Technologien macht die „windy city“ am Michigan-See zum natürlichen Partner Hamburgs.

„Besonders der Bereich Windenergie nimmt an Bedeutung zu“, sagte Janka Pieper von der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in Chicago. Für US-Einkäufer werden im Herbst sogenannte Einkäuferreisen nach Norddeutschland organisiert. Auch beim klimaverträglichen Bauen werde der Austausch zwischen Hamburg und Chicago verstärkt. Die Hafen City Universität veranstaltet unter anderem dazu heute und morgen in den neuen Räumen des Amerikazentrums eine Konferenz.

„Wir befinden uns nach dem Amtswechsel zu US-Präsident Obama noch in einer Euphoriephase“, sagte Manfred Strack, Leiter des Amerikazentrums. In der Hafencity entstehe ein „Klein-Chicago“. Noch immer gehen die meisten deutschen Austauschschüler und –studenten in die USA. Nach Angaben von Austauschorganisationen steigen die Zahlen der USA-Aufenthalte im Vergleich zu anderen Ländern. Das Amerikazentrum bietet die nötigen Sprachtests und die Kontakte zu Hochschulen an. Amerikanische Literatur ist ein Schwerpunkt beim Harbour Front Festival am Hafenrand vom 9. September an.

Hamburgs Flughafen verhandelt nach Angaben aus Wirtschaftskreisen derzeit über eine zweite Nonstop-Verbindung in die USA: nach Chicago O’Hare. Dort hat Lufthansa-Partner United Airlines sein Drehkreuz.

Barack Obama selbst hat über 25 Jahre seines Lebens in Chicago verbracht und mit dem Wechsel ins Weiße Haus diverse Minister und Berater aus Hamburgs Partnerstadt mitgebracht, darunter Stabschef Rahm Emanuel, Bildungsminister Arne Duncan und Außenministerin Hillary Clinton. Die Gattin des früheren US-Präsidenten stammt aus einem Chicagoer Vorort.

Bei einem Sieg über die ärgsten Mitkonkurrenten Rio de Janeiro und Tokio könnte Chicago sogar in Sachen Olympiabewerbung Know-how mit Hamburg austauschen. Nach Hamburgs vorzeitigem Aus der Bewerbung für 2012 ist ein neuer Anlauf für 2020 oder 2024 denkbar. Das scheint weit entfernt, doch die Spiele werden jeweils sieben Jahre vorher vergeben.

Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg sagte: „Was Chicagos Olympiabewerbung entscheidendes Gewicht verliehen hat, war die sehr rasche inneramerikanische Entscheidung für die Stadt. Seitdem profitiert Chicago von der Tatsache, dass die amerikanische Regierung und die gesamte US-Sportwelt die Bewerbung geschlossen und mit großem Engagement unterstützen. Außerdem war nicht die schiere Größe oder die politische Symbolkraft für die amerikanische Auswahl ausschlaggebend, sondern die Frage, welcher Kandidat die beste Infrastruktur für Olympische Sommerspiele bereitstellen kann."