700 Meter Rundweg, 16 Unterwassereinblicke und neue Tierarten: Im Modell steht das 20-Millionen-Projekt schon.

Hamburg. Die historischen Felsen werden mit modernstem Innern neu erstehen: Mit dem Eismeer-Neubau plant Hagenbecks Tierpark seine nächste Attraktion. Dort, wo nach dem Abriss der völlig maroden Anlage jetzt eine große Baugrube hinter einem bunten Zaun zu sehen ist, planen die Tierparkdirektoren zusammen mit Architekten und Landschaftsgestaltern eine Wasserwelt, die zwar an den traditionellen Ideen Carl Hagenbecks anknüpft, jedoch ganz neue Einblicke in das Leben von Walrossen, Eisbären und Co. bieten wird. Ein erstes Modell zeigt, was die Besucher ab 2011 bei ihrem 700 Meter langen Rundgang zu sehen bekommen.

Ein Panorama-Weg geht um die gesamte Anlage herum. "Die Besucher werden von 5,40 Metern unter der Erde bis auf den höchsten Punkt im Tierpark, auf 12,30 Meter Höhe geführt", erklärt Tierpark-Direktor Dr. Stephan Hering-Hagenbeck. Was nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nicht mehr möglich war, soll zukünftig wieder die Besucher fesseln: ein Rundumblick über das Eismeer-Gehege und den gesamten Tierpark, auf der Spitze des Felsgeheges stehend.

Von hier kann man die wasserliebenden Bewohner beobachten: die gewaltigen Walrosse, die mit der berühmten Antje eine besondere Tradition im Tierpark haben. "Sie bekommen mit sieben Metern Tiefe und 340 Quadratmetern Fläche das größte Becken", sagt Hering-Hagenbeck. Er wünscht sich eine Gruppe von einem Männchen und drei Weibchen. Daneben bekommen auch die Eisbären ihr eigenes Zuchtgehege mit Höhlen, in denen die Weibchen ihre Jungen werfen können. Hering-Hagenbeck: "Die Eisbären werden bis auf acht Meter Höhe klettern können. Das ist Hagenbeck-Philosophie: Tiere genießen den weiten Blick." Des Weiteren wird es wie früher Becken für die Südamerikanischen Seebären und die Humboldt-Pinguine geben, nur mit deutlich mehr Fläche. Und: Alle Tiere wird man zukünftig auch unter Wasser beobachten können. Hering-Hagenbeck: "Es sind 16 Unterwassereinblicke in die Becken geplant."

Zu alten Bekannten kommen neue Arten hinzu: Eine Seevogel-Voliere wird Tölpel und Papageientaucher beherbergen, im Felseninnern wird eine gekühlte Anlage für Königs-, Esel- oder Zügelpinguine entstehen. Während Landschaftsdesigner David Lazenby in England dabei ist, die Kunstfelsen für das 1 x 1,5 Meter große Modell zu erstellen, werden Gespräche mit anderen Zoos über den Tierbesatz geführt.

Auch über die Finanzierung gibt es noch viel zu sprechen. "Wir sind bei der Realisierung dringend auf unsere Stiftung angewiesen", sagt Tierpark-Direktor Joachim Weinlig-Hagenbeck. 7,5 Millionen Euro Zuschuss wurden von der Stadt signalisiert, damit muss der Tierpark 12,5 Millionen Euro selbst aufbringen. Weinlig-Hagenbeck: "Für die Stiftung wird das das bisher größte Projekt."

Ende Oktober soll der erste Spatenstich sein - dann wird es für die rund 20 Graureiher, die die Baugrube als Rastplatz auserkoren haben, ungemütlich. Gemütlich in ihrer Höhle macht es sich vielleicht bald eine andere, alte Hagenbeckerin: Von Eisbärin Victoria, die im Zuge des Umbaus nach Bremerhaven ausgeliehen wurde, heißt es, dass sie von Eisbärenmann Lloyd Nachwuchs erwarten könnte. Ein gutes Omen.