Auf Hamburgs Straßen leben deutlich mehr Ausländer, die ohne Ansprüche auf Staatshilfen ihr Leben meistern müssen.

Hamburg. Obwohl die Zahl der Obdachlosen insgesamt sinkt, leben auf Hamburgs Straßen deutlich mehr Ausländer, die offenbar ohne rechtliche Ansprüche auf Staatshilfen ihr Leben meistern müssen. Das geht aus einer Obdachlosen-Befragung hervor im Auftrag der Sozialbehörde und mit Unterstützung der Wohlfahrtsverbände. Demnach lebten im März dieses Jahres 1029 Menschen in Hamburg ohne Unterkunft, vor sieben Jahren waren es 1281. Das entspricht einem Rückgang von 20 Prozent, wobei mit einer erheblichen Dunkelziffer zu rechnen sei, sagte Sozialwissenschaftler Torsten Schaak, Leiter der auf anonymen Fragebögen basierenden Studie.

Der Anteil nichtdeutscher Obdachloser stieg demnach seit dem Jahr 2002 von 17 auf 27 Prozent. Der Zustand dieser Gruppe ist besonders prekär: Nur 23 Prozent von ihnen erhalten Sozialleistungen (deutsche Obdachlose: 63 Prozent), lediglich 30 Prozent sind krankenversichert (deutsche Frauen 76 Prozent, Männer 62 Prozent).

Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) führt den Anstieg der nicht-deutschen Obdachlosen auf die gestiegene Mobilität in der EU, vor allem aus osteuropäischen Ländern, zurück. Sinnvoll, so Wersich, könne nur Unterstützung bei der Rückkehr in ihre Heimatländer sein. "Ein falsches Gutmeinen könnte viele Tausend Einwanderer nach sich ziehen, aber es gibt keine Möglichkeit, sie in das deutsche Sozialhilfesystem einzubinden."

Die Studie zeigt auch, dass die Zahl der Langzeit-Obdachlosen gestiegen ist. "Diese Menschen sind mit Hilfsangeboten nur noch sehr schwer zu erreichen, wichtig ist daher, junge Menschen weiterhin mit staatlichen und privaten Hilfsangeboten schnell von der Straße zu holen", sagte Peter Laschinski, Direktor des Caritasverbands Hamburg. "Außerdem braucht Hamburg mehr Unterbringungen, in denen Obdachlose sicher vor Diebstahl sind, etwa in Einzelzimmern." SPD und Linkspartei forderten vom Senat, Konsequenzen aus den immer noch hohen Obdachlosen-Zahlen zu ziehen.