Fotograf Andreas Lindlahr startet das bisher größte Abenteuer seines Lebens. Drei Wochen lang nur Wasser und kein Land in Sicht.

Hamburg. Ganz alleine auf dem Atlantik in einem winzigen Boot. Drei Wochen lang nur Wasser und kein Land in Sicht. Dazu wenig Schlaf, körperliche Anstrengung und nichts als Astronautennahrung. Was sich für viele Menschen nach einem Albtraum anhört, ist für den Fotografen Andreas Lindlahr (48) ein Abenteuer. Das bisher größte seines Lebens, das der große schlanke Mann mit den blonden Locken wagt, wenn er im Rahmen der Minitransat-Regatta von Frankreich nach Brasilien segelt. "Ich wollte wie so viele Segler immer einmal über den Atlantik fahren", sagt er. "Als ich diese Wettfahrt mit den besonderen Booten entdeckt habe, gab es kein Halten mehr. Diese Schiffe sind eine ganz besondere sportliche Herausforderung." Das Rennen wird am 13. September gestartet, am Sonnabend ist Lindlahr zu Vorbereitungen nach Frankreich aufgebrochen.

Seit 2006 plant er den Trip. "Damals habe ich auf der Ostsee gesegelt und bin den Miniracern zum ersten Mal begegnet." Lindlahr war begeistert. Im darauffolgenden Winter habe er einen Plan entworfen und das Schiff bestellt. Seine "Umpalumpa", benannt nach dem Film "Charlie und die Schokoladenfabrik", holte er 2007 in Frankreich ab. Kurz darauf segelte er dort das erste Qualifikationsrennen. Mit Erfolg.

Das "La Charente-Maritime/Bahia Transat 6,50" wird seit 1977 alle zwei Jahre ausgetragen. Start ist die französische Hafenstadt La Rochelle, Ziel Salvador da Bahia in Brasilien. Dazwischen liegen 4200 Seemeilen (rund 7800 Kilometer). Die Schiffe bieten keinen Komfort, als Toilette dient ein Eimer. Doch auf diesen Minis hat schon mancher Profisegler seine Karriere begonnen. Darunter auch die wohl berühmteste Einhandseglerin Ellen MacArthur.

Angst hat Lindlahr nicht vor den Herausforderungen auf dem rauen Atlantik, höchstens Respekt. "Natürlich wird das schnell, anspruchsvoll und manchmal zu einer regelrechten Folter." Entscheidend sei aber eine gute Vorbereitung und körperliche Fitness. "Dafür habe ich hart trainiert." Einzig die Finanzierung des Projekts macht Lindlahr auch kurz vor dem Start noch immer zu schaffen. Rund 90 000 Euro kostet den Fotografen die Planung und Umsetzung der Reise. Einen Sponsor hat er bisher nicht gefunden, nur kleinere Geldgeber, die ihm Spezialkleidung oder die fotografische Ausrüstung stellen. "Die wirtschaftliche Situation hat es natürlich nicht leichter gemacht, einen Geldgeber aufzutreiben", sagt er, "aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben."

Für seine Familie werden die Wochen, in denen der Extremsegler unterwegs ist, allerdings hart. Ehefrau Birte (43) und Tochter Aina (12) wollen am Computer die Reise verfolgen. "Natürlich habe ich Angst um ihn", so Aina mit leiser Stimme. "Wenn es nicht sein Traum wäre, würde ich sicherlich auch versuchen, ihn aufzuhalten." Doch sie haben sich den Plänen gefügt und unterstützen ihn, wo sie können. "Das würde ich andersherum auch erwarten, wenn ich mir einen solchen Wunsch erfüllen würde", sagt Birte Lindlahr.