Zuverlässig hat die “Insel am Alsterufer“ im Stadtteil Harvestehude stets für abwechslungsreiche Schlagzeilen gesorgt.

Hamburg. Zuletzt am Wochenende, als ein Schuppen neben dem Restaurant in Flammen aufging (Brandstiftung war es laut Polizei nicht). Und, weil sich mal wieder ein Betreiberwechsel ankündigt. Wenn denn jemand gefunden wird, der das geschichtsträchtige Haus übernehmen will. "Wir führen ernsthaft Gespräche", so Unternehmer Ian Karan. Er hält 20 Prozent an der Insel, ebenso Immobilieninvestor Dieter Becken, Detlef Fischer ist mit 60 Prozent beteiligt. Eigentlich läuft der Vertrag mit dem Vermieter, der Robert Vogel GmbH & Co KG, laut Karan noch einige Jahre. Aber die vergangene Zeit sei doch "etwas glücklos" gewesen. Wie man es halt so nennt, wenn mehr investiert als eingenommen wird. Fest steht, dass die Insel deutlich an Strahlkraft eingebüßt hat, nachdem Sterne-Koch Michael Wollenberg vor sechs Jahren - man munkelt nicht ganz freiwillig - als Geschäftsführer ausstieg. Einen geeigneten Nachfolger gab es nicht. Zuletzt hatte Gastronom Manuel Bereuther sein Glück versucht. Und scheiterte.

Dabei ist die Vergangenheit der Insel aufregend: Bertolt Brecht und Jean Cocteau diskutierten in dem Künstlerklub. Michael Wollenberg erkochte sich hier seinen Michelin-Stern, Michael Ammer machte das 1917 erbaute Haus zum Epizentrum der deutschen Partyhühner und Ex-Innensenator Ronald Schill erwarb hier seinen Spitznamen "Richter Weibstoll". Die Geschichte: Der Künstlerklub "Die Insel", durch den Industriellen John Fontenay testamentarisch verfügt, bietet von 1948 an rund 30 Jahre ein Forum für Kreative aus der Kunst-Szene. Bis Robert Vogel das Haus kauft und als Nachtklub vermietet. Der Pferde- und Immobilienkaufmann Charles Grendel übernimmt 1986 und beweist ein glückliches Händchen, indem er Jungkoch Michael Wollenberg einstellt. Drei Jahre später kündigt Vogel den Vertrag mit Grendel. Offizieller Grund: Disco-Lärm stört die Anwohner.

1998 renoviert der mittlerweile wohlhabende Michael Wollenberg das Gebäude für sechs Millionen Mark. Disco, Nobel-Restaurant und Bar - die Szene ist hingerissen. Gäste wie Jennifer Lopez, Sting und Placido Domingo schauen vorbei. Als Gesellschafter steigen langfristig Dieter Becken, Detlef Fischer und Ian Karan mit ein.

Bis 2003 läuft alles prima. Dann setzt Wollenberg Michael Ammer vor die Tür, steigt wenig später selbst aus und eröffnet das Wattkorn in Langenhorn. Da ist er glücklich. Und: Der Laden ist immer voll.