Neugierig ist Sophia. Sie lacht, klettert vom Arm ihrer Mutter Stefanie und greift sich ein rotes Holzauto. Vergnügt vor sich hin brabbelnd spielt das 15 Monate alte Mädchen auf dem Bett.

Es steht in der Klinik für Kinder und Jugendmedizin des UKE. Vor gut drei Wochen lag sie apathisch auf diesem Bett, erkannte sogar ihre Eltern nicht mehr.

Rückblick: Sophia hatte Durchfall, viermal in der Stunde. "Wir gingen zum Kinderarzt. Der sagte, 'das wird schon wieder.'" Es wurde nicht. Nach drei Tage fahren die Eltern abends voller Sorge mit ihrem Kind ins Krankenhaus. "Sie trank nichts mehr und schlief fast nur noch." Die Ärzte geben dem kleinen Mädchen Infusionen, beruhigen die Eltern. In zwei Tagen sei bestimmt alles vorbei. "Doch es ging ihr immer schlechter. Sie schlief nur noch, war apathisch, erkannte uns nicht mehr. Ich hatte Angst."

Schließlich machen die Ärzte einen Ultraschall - dann geht alles ganz schnell: Mit Blaulicht wird das Mädchen ins UKE gebracht. Der Ultraschall enthüllt, dass die Nieren entzündet sind. Statt an einer massiven Durchfallerkrankung leidet das Kind am hämolytisch-urämischen Syndrom, kurz HUS.

Sofort geben die UKE-Ärzte dem Kind Infusionen. Keine 24 Stunden später beginnt die Bauchfelldialyse. Das ist eine Variante der künstlichen Blutwäsche, bei der das gut durchblutete Bauchfell des Patienten als körpereigene Filtermembran dient. Durch einen Schlauch, der Sophia in einer 15-minütigen Operation in den Bauch gelegt worden ist, erhält sie mehrfach am Tag eine Dialyselösung. Zwei Stunden bleibt diese im Bauch, dann wird sie wieder abgesaugt - und damit die Gifte aus dem Körper. Langsam kehrt das Kind ins Leben zurück.

"Sophia hat das alles ohne Murren mitgemacht. Auch die Bluttransfusionen, die sie brauchte, weil die Zahl der roten Blutkörperchen einfach zu gering war. Vielleicht war ihr in den ersten vierzehn Tagen einfach alles egal, weil es ihr so schlecht ging", sagt ihre Mutter, die die ganze Zeit bei ihr bleiben konnte. Nur die tägliche Blutabnahme, mit der die Ärzte die Nierenwerte kontrollieren, die mag sie gar nicht. Sophia kommentiert das ungefragt mit einem "Aua".

Wo sich Sophia infiziert hat, weiß niemand. "Ich möchte nur, dass mehr Eltern von dieser Krankheit wissen", sagt Stefanie. In zwei Tagen dürfen sie nach Hause. Wenn das Bergedorfer Gesundheitsamt grünes Licht gibt, darf Sophia auch wieder mit ihren Freunden spielen. Andere Kinder habe sie in der vierwöchigen Quarantäne am meisten vermisst.