Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zu der seltenen Krankheit.

Wie gefährlich ist HUS?

Das Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS) ist eine gefährliche und äußerst ansteckende Krankheit. "Bei Masern stirbt von 2000 erkrankten Kindern vielleicht eines, bei HUS sind es 60", sagt Prof. Dirk E. Müller-Wiefel, Leiter der Kinder-Nierenheilkunde am Uniklinikum Eppendorf (UKE).

Warum trifft es Kinder?

"Kinder sind durch HUS so gefährdet, weil ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist", erläutert Müller-Wiefel. Betroffen sind vor allem Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren. Jüngere Kinder profitieren, vor allem, wenn sie gestillt worden sind, von den mütterlichen Abwehrkräften. Erwachsene erkranken äußerst selten.

Was löst HUS aus?

Ausgelöst wird HUS durch das Gift eines nahen Verwandten des Darmbakteriums Escherichia coli (E. coli). Blutiger Durchfall, oft auch Fieber und heftige Bauchschmerzen sind die Folge. "Aber EHEC allein verursacht nicht HUS. Das können nur Bakterien auslösen, die zusätzlich ein Gift produzieren. Das Toxin setzt sich an bestimmten Stellen in der Oberfläche von Blutgefäßen fest." Die kleinen Nierengefäße verstopfen, die Niere versagt. "In sehr seltenen Fällen sind auch Gefäße im Gehirn betroffen." 90 Prozent aller infizierten Kinder erkranken allerdings gar nicht.

Wie verläuft die Krankheit?

Zunächst tritt ein heftiger, oft auch blutiger Durchfall auf. "Meist können die Kinder zwei bis drei Tage später auch kein Wasser mehr lassen." Sie wirken dann apathisch, sind abgeschlagen, leiden unter Bewusstseinstrübungen, manchmal auch Krämpfen, ihre Haut ist blass.

Was tun die Ärzte?

Die Kinder erhalten Infusionen, manchmal auch Transfusionen, immer wird die Funktion der Niere durch eine Bauchfelldialyse ersetzt. "Damit werden die Giftstoffe, die sonst die Niere herausfiltert, aus dem Körper herausgeholt." Nach einer Woche wird diese Therapie in der Regel beendet, nach zwei bis drei Wochen sind 75 Prozent der Patienten geheilt. "Einige brauchen länger, um sich zu erholen. Sie leiden vor allem unter Bluthochdruck oder die Nierenfunktion ist noch eingeschränkt." Alle Kinder stehen während der Behandlung unter Quarantäne.

Wie steckt man sich an? Und wie schützt man sich?

Die Bakterien leben im Darm von Kühen, Ziegen und Schafen, die aber nicht erkranken. "Wer in den Streichelzoo geht, sollte anschließend die Hände gründlich waschen", lautet der dringende Rat des Experten. Auf den Menschen wird EHEC oft durch mit Tierkot verunreinigte Nahrungsmittel übertragen. Die Bakterien können in Lebensmitteln stecken, die nicht (ausreichend) erhitzt wurden. "Deshalb gilt für Kinder: Hackfleisch immer durchbraten, Fleisch binnen 24 Stunden verwenden oder einfrieren, keine Rohmilch trinken, Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich reinigen", sagt Müller-Wiefel. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich. "Erwachsene können infiziert sein, ohne es wirklich zu bemerken. Wenn sie sich nach der Toilette nicht sorgfältig die Hände waschen, tragen sie die Erreger weiter."