Am zweiten Verhandlungstag sagte Noushin Z. gegen ihren mutmaßlichen Peiniger, Sayed M., aus. Verhandelt wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Hamburg. Noushin Z. sitzt als Zeugin im Gerichtssaal, knetet nervös ihren Unterarm, während Sayed M., ihr mutmaßlicher Peiniger, sie mit verkniffener Miene mustert. Am gestrigen zweiten Verhandlungstag sagte Noushin Z. gegen den 22-jährigen Iraner aus. Verhandelt wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit - zum Schutz ihrer Persönlichkeitssphäre.

Schon die Auszüge aus der Vernehmungsakte, die Richter Detlef Grigoleit verlas, lassen indes erahnen, welches Martyrium die damals 17-Jährige durchleiden musste. Wie berichtet, soll der Angeklagte Noushin Z. und die schwangere Sabrina X. (18) zwischen August 2008 und Februar 2009 mehrfach brutal geschlagen und misshandelt haben. Beide Frauen lebten mit ihm in seiner Wohnung in Dulsberg.

Sayed M. hatte offenbar viel Macht über die 17-Jährige. Nach ihren Angaben habe sie ihm junge Frauen für sexuelle Spiele "zuführen" müssen. Mehrere Anzeigen zog sie auf seinen Druck hin zurück. Trotzdem wurde das Jugendamt aktiv, brachte sie in einem Mädchenhaus unter. Doch Noushin Z. kehrte immer wieder zu Sayed M. zurück - auch wenn es weiter Schläge hagelte. "Das ist ein typisches Opferverhalten", sagte die als Zeugin geladene Polizistin Anne K. Im Mittelpunkt stand ein besonders brutaler Übergriff: Am 22. Februar habe Sayed M. das zarte Mädchen gezwungen, sich nackt auf einen Stuhl zu setzen, und es dann mit einem Antennenkabel regelrecht ausgepeitscht. "Das hat die Qualität von Folter", sagte Richter Grigoleit nachdenklich.

Vier Tage nach der Attacke offenbarte sie sich im UKE der Polizistin Anne K. Noushin Z. habe versucht sich einzuigeln, sich in eine Ecke der winzigen Wohnung zu quetschen, um den Peitschenhieben auszuweichen, erzählte sie. "Ich will doch leben", sagte Noushin Z., "es gab immer nur Schläge". Sayed M. soll so brachial auf sie eingeschlagen haben, dass sie beinahe an den Folgen gestorben wäre.

Noushin Z. erzählte der Polizistin auch, sie sei 2007 vergewaltigt worden. Zunächst habe Sayed M. sie gedrängt, Anzeige gegen den Täter zu erstatten. Doch plötzlich glaubte er ihr nicht mehr. "Warum lügst du mich an?", soll er ihr gesagt haben - dann habe er häufig zugeschlagen.

Die Strafkammer will nun Audiodateien, die auf dem Handy von Noushin Z. gespeichert sind, auswerten lassen. Nach Aussage von Anne K. hat das Mädchen Vernehmungen bei der Polizei mitgeschnitten. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.