Sonja Marx bietet 23 unterschiedliche Sorten an und erklärt, was die frisch belegten Rundstücke so besonders lecker macht.

Hamburg. Sie sind einfach Kult. Wie der Kiez und der Hafen. Fischbrötchen sind Teil der Hamburger Lebenskultur. Kein Katerfrühstück ohne Rollmopsbrötchen. Und nach einer langen Kieztour schmeckt das letzte Bier der Nacht oder das erste Bier am Morgen noch gleich viel besser zu einem fettigen Lachsbrötchen.

Eine ganz besonders große Auswahl der typisch norddeutschen Delikatesse gibt es am Stand von Sonja Marx: Sage und schreibe 23 Sorten Fischbrötchen liegen in ihrem Verkaufstresen. Da staunt sogar ein echter Hamburger. Das riesige Angebot überfordert so manchen Kunden.

Doch Marx kennt "ihre Pappenheimer" genau. Die sympathische Frau mit den blonden Zöpfen und den hellblauen Augen hilft gern. "Mögen sie es herzhaft? Ein Brötchen mit Seelachsschnitzel, bitte sehr. Oder lieber ein bisschen exklusiv? Sushi trifft Semmel: Surimi-Prawns auf Brötchen mit frischer Remoulade. Junge Leute nehmen immer eins mit Fischfrikadelle, wegen dem Lied von Fettes Brot", sagt Marx und grinst.

In der Tat. Auf die Schnelle noch 'ne Fischfrikadelle, denken sich viele hungrige Hamburger Mäuler: Berufstätige, Feierwütige, Frühaufsteher und Touristen lieben das "Handy zum Reinbeißen" als perfekten Snack zwischendurch. Seit 22 Jahren verkauft Marx schon die knackigen Rundstücke mit frischem Fisch. Eigentlich wollte sie Juristin werden, erzählt Sonja Marx, während sie frische Brötchen aus dem Ofen holt und Saucen anrührt. Doch wie so oft im Leben kam es anders. Im Fitnessstudio lernte sie ihren damaligen Mann kennen, Fischhändler in dritter Generation. Der Aushilfs-Job neben dem Studium wurde zum Hauptberuf ohne Studium. Ihr Mann wurde zum Ex-Mann. Verstehen würden sich beide immer noch prima. Der Fischbrötchenstand wird sie immer verbinden.

Sonja Marx: "Ein normaler Bürojob wäre heute für mich undenkbar." Nicht nur den Hamburgern schmeckt ihre Delikatesse. Marx begrüßte auch schon in Italien, England und Österreich die Menschen mit einem freundlichen "Moin Moin" und reichte ein Stück Meer über den Tresen. "Besonders die Bismarck-Brötchen mit Zwiebeln und Marinade kommen überall gut an", erzählt die 40-Jährige. Der Bismarckhering war noch vor wenigen Jahren wegen Überfischung bedroht. Doch vorbildliche Zusammenarbeit von Wissenschaft, Fischern und Industrie konnten die kleinen, silbrigen Fische retten. Ein Glück, denn der Klassiker darf einfach nicht fehlen. Auch auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz, wo Marx noch bis zum 8.August auf dem Markt "Hamburg Maritim" steht, ist die Nachfrage groß: Bis zu 1000 Fischbrötchen werden pro Tag verkauft. Der Fisch wird immer frisch geliefert, die Saucen selbst gemacht - und ganz wichtig: Die Semmel ist knackig! "Nichts ist schlimmer als ein pappiges Brötchen", sagt Sonja Marx. Mit einem Vorurteil möchte die Hamburgerin noch aufräumen: "Gegen einen schlimmen Kater nimmt man Aspirin und ein Glas Wasser. Da hilft auch das beste Fischbrötchen nicht."